Erstveröffentlichung: 28. Juni 2020 – Read in English
Mitte März 2020 kam es in Österreich zum ersten Corona-Todesfall. Seitdem stellt sich die Frage, inwieweit und wann die COVID-19-Pandemie zu einer erhöhten Gesamtsterblichkeit geführt hat. Aus diesem Grund wertet die Landesstatistik Wien (MA 23) auf Basis der Wiener Mortalitätsmonitoring Methodologie und anhand von Daten der Statistik Austria die Sterbefälle in den österreichischen Bundesländern in Hinblick auf ungewöhnliche Ereignisse aus.
Grundlage zur Interpretation von ungewöhnlicher Sterblichkeit, also Unter- oder Übersterblichkeit, sind die Bandbreiten der erwarteten Todesfälle (Prognoseintervalle). Je öfter und deutlicher die tatsächlichen Todesfälle außerhalb der jeweiligen Prognoseintervalle liegen, desto eher kann von einer ungewöhnlichen Sterblichkeit ausgegangen werden. Die Prognoseintervalle („Bänder“) umfassen 99 % der zu erwartenden Werte bei zufälliger und unabhängiger Verteilung der Todesfälle je Kalenderwoche nach Altersgruppe (0 bis 64 Jahre bzw. 65+). Die „Bänder“ berücksichtigen saisonale Schwankungen und die sich verändernden Bevölkerungszahlen, Altersstrukturen und Lebenserwartung im Zeitverlauf (siehe auch Methodenbericht).
In unseren Analysen sind alle Todesfälle von Personen mit Wohnsitz in einem österreichischen Bundesland erfasst, die im Inland verstorben sind und von der Statistik Austria aus dem Zentralen Personenstandsregister (ZPR) übernommen wurden. Es handelt sich um vorläufige Daten. Die Todesfälle der zwei aktuellsten Wochen sind noch nicht vollständig erhoben und werden von der Statistik Austria zugeschätzt. Alle Daten der wöchentlichen Sterbefälle in Österreichs Bundesländern seit 2007 und die Prognoseintervalle sind im österreichischen Open Data-Portal veröffentlicht.
Update 2022: Vorläufige Daten und methodische Verfeinerung
- Anfang 2022 wurde die Methodik des Mortalitätsmonitorings weiter adaptiert und Datenfehler bereinigt. Unter anderem werden die erwarteten wöchentlichen Todesfälle ab sofort über einen längeren Zeitraum geglättet, sodass es zu Jahreswechsel zu keinen „Sprüngen“ mehr kommt. In den Grafiken ist die Umstellung ab 27. 1. 2022 sichtbar. Die Details sind im Methodenbericht (inkl. R-Code) beschrieben. Die Prognosewerte des Mortalitätsmonitorings basieren (unter anderem) auf dem Sterbegeschehen der fünf vorhergehenden Jahre. Bei der Berechnung für 2021 und 2022 werden weiterhin die Jahre 2015 bis 2019 als Referenzzeitraum herangezogen, da das außergewöhnliche Mortalität der Jahre 2020 bzw. 2021 (COVID-19-Pandemie) als Extremereignis (Ausreißer) nicht für eine statistische Einschätzung des aktuellen Sterbegeschehens geeignet ist.
Wöchentliche Todesfälle in Österreichs Bundesländern seit Jänner 2020
Die folgenden Grafiken zeigen die tatsächlichen wöchentlichen Todesfälle (im Inland) und die erwartete Bandbreite („Prognoseintervalle“). Bei der Interpretation muss berücksichtigt werden, dass die Prognoseintervalle zum Ausdruck bringen, wie deutlich (statistisch signifikant) eine Woche von der erwarteten Sterblichkeit abweicht – und nicht unbedingt wie stark diese Abweichung ist.
Wie breit das Prognoseintervall ist – und wie klar in Folge eine Über- oder Untersterblichkeit erkannt werden kann – ist abhängig von der Bevölkerungsgröße. Je größer die Bevölkerung und damit die Zahl der erwarteten Todesfälle, desto schmäler wird die erwartete Abweichung (Varianz) der wöchentlichen Todesfälle und desto genauer kann damit eine Übersterblichkeit erkannt werden. Die Stärke der Abweichung der tatsächlichen Todesfälle vom Prognoseband ist daher nur zwischen Ländern mit ähnlicher Bevölkerungsgröße vergleichbar (z. B. Wien und Niederösterreich).
Grafik vergrößern / URL zum Einbetten und Teilen
Grafik vergrößern / URL zum Einbetten und Teilen
Grafik vergrößern / URL zum Einbetten und Teilen
Grafik vergrößern / URL zum Einbetten und Teilen
Grafik vergrößern / URL zum Einbetten und Teilen
Grafik vergrößern / URL zum Einbetten und Teilen
Grafik vergrößern / URL zum Einbetten und Teilen
Grafik vergrößern / URL zum Einbetten und Teilen
Grafik vergrößern / URL zum Einbetten und Teilen
Grafik vergrößern / URL zum Einbetten und Teilen
Vielen Dank an die Kollegen des Schweizer Bundesamts für Statistik und Johannes Klotz für die Expertise und methodische Unterstützung bei der Ausarbeitung der Wiener Mortalitätsanalyse.
Archiv: Überblick Jänner 2020 bis Juni 2022
Die folgende Grafik zeigt das Sterbegeschehen in Österreich und den neun Bundesländern von der Kalenderwoche 1 im Jahr 2020 bis zur Kalenderwoche 26 2022 als „Heatmap“: Übersterblichkeit wird rot, Normalsterblichkeit weiß und Untersterblichkeit blau dargestellt. Auf der rechten Seite findet sich zudem die gesamte Übersterblichkeit im genannten Zeitraum. Die Grafik wird nicht mehr aktualisiert.
Klicken Sie auf das Bild um es zu vergrößern
Daten
Mortalitätsmonitoring Wien und Österreich seit 2007 (Open Government Data, Landesstatistik Wien)
Gestorbene in Österreich (ohne Auslandssterbefälle) ab 2000 nach Kalenderwoche (Statistik Austria)
Weiterführende Informationen
Wiener Mortalitätsmonitoring 2007 bis 2020
Mortalitätsmonitoring in europäischen Ländern und Städten seit 2020
Informationsseite der Stadt Wien zum Coronavirus
Corona und Geburtenentwicklung in Wien
16 Kommentare
Guten Tag, wo gibt es eine Statistik der Todesursachen? Vielen Dank, Ingrid Koeck
Sehr geehrte Frau Koeck,
vielen Dank für Ihre Frage. Die Todesursachen finden Sie z. B. auf unserem Statistikportal auf wien.at:
Übersicht: https://www.wien.gv.at/statistik/gesundheit/krankheit/
HTML-Tabelle: https://www.wien.gv.at/statistik/soziales/tabellen/todesursachen-zr.html
Beste Grüße
das Team der Landesstatistik Wien
Guten Tag ,
mich würden die Coronatodesfälle wöchentlich oder täglich für ganz Österreich interessieren.
Auf Ihren genannten Seiten kann ich diese leider nicht finden.Darüberhinaus reichen die nur bis 2018.Warum werden die nicht aktuell geführt ?
MfG
Kaiser
Sehr geehrter Herr Kaiser,
im Mortalitätsmonitoring analysieren wir die Gesamtsterblichkeit in Österreich und in den Bundesländern (unabhängig von den Todesursachen). Die offiziellen Zahlen zu COVID-19 (Fälle, Tote usw.) finden Sie im Dashboard der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, sowohl zum Betrachten als auch Tabellen-Download: https://covid19-dashboard.ages.at/
Mit besten Grüßen
das Team der Wiener Landesstatistik
Guten Tag,
gibt es Zahlen von 2003?
Mit freundlichen Grüßen
B.Laaber
Sehr geehrte Frau Laaber,
danke für Ihr Interesse! Die Statistik Austria stellt die Sterbedaten ab 2002 zur Verfügung. Da wir zur Berechnung des Erwartungsbandes die fünf unmittelbar zurückliegenden Jahre benötigen, beginnen unsere Auswertungen ab 2007.
Beste Grüße
das Team der Landesstatistik Wien
Guten Tag, ich finde diese Darstellung ausgezeichnet, sehr aktuell. Hilfreich wäre es, wenn es von den letzten 5-10 Wochen noch eine tabellarische Ansicht der Zahlen gibt.
Mich interessiert als gelernter Wirtschaftsmathematiker das Thema, auch im Kontext Demografie und Covid.
Nun hab ich mal die Sterbezahlen 2020 und 2021 im Zeitraum KW22-30 addiert und komme auf eine Steigerung von 870, es wird auch noch Nachmeldungen geben.
ist das nicht sehr hoch oder ab wann wird das wirklich nach Ihrer Erfahrung besorgniserregend.
vor allem bei den „jüngeren“ bis 64 ist die Steigerung 15%+.
2. Frage: was halten Sie von EuroMomo. Auch diese Datenbank zeigt eine gewisse erhöhte Sterblichkeit vor allem in den Altersgruppen 15-64
Sehr geehrter Herr W.,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Auf eine tabellarische Ansicht haben wir angesichts des Umfangs der Seite verzichtet, zudem sind alle Zahlen (als Tabelle) im Open Government Data-Portal veröffentlicht: https://www.data.gv.at/katalog/dataset/feaddbdf-ed07-4c37-818a-db63447d5567.
Nachmeldungen spielen bei unserer Auswertung kaum eine Rolle, weil die Statistik Austria diese ziemlich genau dazuschätzt (und dann laufend revidiert).
Wir sind bei der Auswahl von Vergleichswochen immer vorsichtig und nehmen in der Pandemie immer den 1. Jänner 2020 als Beginnzeitpunkt für Vergleiche. Zwischen KW 1-2020 und KW 30-2021 lag die kumulierte Übersterblichkeit (Summe tatsächliche Werte durch Summe erwartete Werte) sowohl in der „jüngeren“ als auch „älteren“ Gruppe zwischen rund 7 und 8 %. Dass in der „jungen“ Altersgruppe auch die 50-64-Jährigen enthalten sind, bei denen die COVID-19-Infektionssterblichkeit überdurchschnittlich ist, ist eine mögliche Erklärung dafür. Leider liegen uns die Daten nicht genauer in dieser Aktualität vor, um kleinere Altersgruppen zu bilden. Wir bereiten aber gerade einen detaillierten Rückblick auf das Jahr 2020 vor, der im Herbst veröffentlicht werden soll. Wann es „besorgniserregend“ wird, ist eine gesellschaftlich-politische Frage; in den vergangenen Jahrzehnten kam es Influenza-bedingt immer wieder zu deutlicher Übersterblichkeit.
EUROMOMO ist eine exzellente Applikation, was Methode und Darstellung betrifft. Auf Länderebene werden aber nur z-Werte bereitgestellt, was Vergleiche zwischen Ländern und auch über die Zeit erschwert. Unsere Auswertung ist in dieser Hinsicht leichter verständlich und intuitiver.
Beste Grüße
das Team der Landesstatistik Wien
Hallo!
Aufgrund der vermeintlichen Falschmeldungen zu Anstiegen der Schlaganfall Patienten mit und ohne Todesfolge im Bezug der Impfung bin ich auf der Suche nach einer Statistik für 2019 bis 2021, bestenfalls nach Alter sortiert. Gibt es dazu irgendwo eine Statistik für Österreich mit absoluten Fallzahlen und Todesfällen aufgrund Schlaganfall für diese Zeiträume?
Vielen Dank!
Sehr geehrter Herr B.,
die Todesursachenstatistik für das Jahr 2021 wird erst Mitte 2022 zur Verfügung stehen.
Mit besten Grüßen
das Team der Landesstatistik Wien
Sehr geehrte Damen und Herren ! Gibt es die Aufteilung bei den Todesfällen in Geimpfte und Ungeimpfte ? Es gibt nicht nur die gehäufte Schlaganfallsvermutung, sondern auch Lungenembolien sind derzeit vor allem bei unter 70 jährigen sehr häufig.
Sehr geehrte Frau Janisch,
nein, diese Unterteilung gibt es nicht – das Merkmal „COVID-Impfung“ wird nicht am Totenschein erfasst und (derzeit) auch nicht aus der Impfdatenbank importiert und ergänzt.
Mit besten Grüßen
das Team der Landesstatistik Wien
Inzwischen wird jeder Tod versucht der Impfung zuzuschieben. Einfach furchtbar
Hallo, finde ich nicht – aber sofern ich mich recht erinnere war die Durchimpfungsrate der Bevölkerung bei Ende der Pandemie bei etwa 50%…
das bedeutet es wären zwei gleichgroße Messgruppen bei welchen man für allemal eindeutig feststellen könnte ob es eine erhöhte Sterblichkeit bei einer Dieser gibt – egal woran schlussendlich gestorben wird…. Ein für allemal wäre jede weitere Diskussion obsulet.
Gibt es aktuelle Daten? wie schaut es 2022-bis 2024 aus?
Das Mortalitätsmonitoring wurde mit dem Ende der Pandemie eingestellt. Aktuelle Daten zur Wiener Bevölkerungsentwicklung finden Sie im Bevölkerungsmonitoring.
https://wien1x1.at/bevoelkerungsmonitoring/
Beste Grüße
Das Team der Landesstatistik Wien