#WienInZahlen-Chart Story #15 (06/2021)

Der gerade in den Sommer übergehende Frühling 2021 wurde von vielen als bedrückend empfunden, da es angeblich besonders kalt und nass war. Die Landesstatistik Wien hat sich angesehen, ob sich dieser Eindruck durch Daten belegen lässt!

Zum Vergleich des Frühlingswetters haben wir auf unseren OGD-Datensatz zurückgegriffen, der zahlreiche monatliche Wetterdaten seit 1955 enthält. Aus Gründen der Datenverfügbarkeit – und damit nicht ganz der meteorologischen Definition folgend – haben wir die Monate März, April und Mai als Frühling definiert. Für jedes Kalenderjahr haben wir die Daten dieser drei Monate summiert (z. B. Regentage) oder Mittelwerte (z. B. Temperatur) berechnet. Zwar ergeben sich die Frühlingsmittelwerte aus den Tagesmitteln der drei Monate, was methodisch nicht perfekt ist; da die drei Monate fast gleich lang sind, ist die kleine Ungenauigkeit aber vertretbar.

Der Vergleich der Lufttemperatur bestätigt unsere Wahrnehmung: Diese betrug im Frühling 2021 im Schnitt 9,5 °C – tiefer lag sie zuletzt 1996. Davor, also zwischen 1955 und 1996, lag der Frühlings-Durchschnitt etwa alle 3 bis 4 Jahre bei 9,5 °C oder darunter.

Bei der Niederschlagsmenge entspricht das Bild zunächst nicht mehr dem subjektiven Eindruck: Mit 125 mm fiel im Frühling 2021 wenig Regen im Vergleich zu den Jahren seit 1955. Nur ein Viertel der Kalenderjahre in diesem Zeitraum verzeichnete weniger Niederschlag.

Doch möglicherweise ist die absolute Niederschlagsmenge für unser persönliches Empfinden nicht so entscheidend. Neben der Frage, wie viel es regnet ist auch wichtig, wie oft man mit Schirm und Regenjacke das Haus verlassen muss. Betrachtet man die Regentage, also die Tage an denen es zumindest einmal kurz regnet, ist dieser Frühling wieder sehr auffällig: 45 nasse Tage (wie 2021) oder mehr gab es nur in 12 anderen Jahren seit 1955 (18 % der in unserer Zeitreihe erfassten Jahre), zuletzt 2010.

Auch die Zahl der Sonnenstunden war mit 526 im Vergleich der letzten zwei Jahrzehnte sehr niedrig – zuletzt hat man im Frühling 1996 so wenig die Sonne gesehen wie heuer. Davor, also in den 1950er-, 60er-, 70er- und 80er-Jahren war es normal, dass die Sonne nur zwischen 450 und 550 Stunden im Frühling geschienen hat.

Die Kombination aus geringer Niederschlagsmenge und vielen Regentagen nennen wir umgangssprachlich „Aprilwetter“: kurze Schauer und trockene Phasen wechseln sich rasch ab. Dazu kommt üblicherweise viel Wind – und auch hier sticht 2021 hervor. Mit 15,1 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit erlebten wir dieses Jahr den windigsten Frühling seit 1983. Seit 1955 war die Windgeschwindigkeit nur in sechs Jahren höher als heuer (9 %).

Trägt man Regentage und Temperatur auf einer Grafik gemeinsam auf, kann man den Frühling 2021 (roter Punkt) noch besser vergleichen. Vier blaue Punkte befinden sich rechts und unterhalb des roten Punkts, was bedeutet, dass der Frühling nur in vier Jahren seit 1955 verregneter und kälter war als 2021: 1955, 1965, 1970 und 1996. Für viele junge Leute war das langandauernde trübe Wetter dieses Jahr eine Premiere, aber auch Ältere müssen weit zurückgehen, um sich an einen vergleichbaren Frühling zu erinnern.

Unser Eindruck hat sich also bestätigt: Die Daten zeigen, dass die Frühlingsmonate März, April und Mai 2021 im Vergleich der letzten Jahrzehnte meteorologisch ungewöhnlich waren, insbesondere im Zeitraum seit den 1990ern. Nach dem scheinbar nicht enden wollenden Aprilwetter freuen wir uns nun auf einen schönen Sommer. Sollte er uns zu heiß, zu windig oder zu verregnet vorkommen, melden wir uns im Herbst wieder mit einem Faktencheck!

Daten

Open Government Data: Wetter seit 1955 Hohe Warte Wien

Weiterführende Informationen

Chart Story: Das Wetter in Wien seit 1955 – Monat für Monat, Jahr für Jahr