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Der Weg zur Arbeit

#WienInZahlen-Chart Story #14 (04/2021)

Wo arbeiten die Wienerinnen und Wiener? Wie lange brauchen sie üblicherweise in die Arbeit? Welche Unterschiede nach Berufsgruppen und Bezirken gibt es? Die Landesstatistik hat sich zum 1. Mai die Daten angesehen!

Am 1. Mai 1886 begann in Chicago ein mehrtägiger Streik, um die Reduzierung der täglichen Arbeitszeit von zwölf auf acht Stunden durchzusetzen. Dieser ging als „Haymarket-Massaker“ in die Geschichte ein und begründete die Tradition des „Tags der Arbeit“.

Der Weg zur Arbeit ist zwar vom Arbeitgeber unfallversichert, zählt aber üblicherweise nicht zur Arbeitszeit. Dennoch macht er einen bedeutenden Teil des Arbeitsalltags der meisten Menschen aus, gilt Österreich doch als „Land der Pendler“. Wie es in Wien aussieht, verrät die „Abgestimmte Erwerbsstatistik“ aus dem Jahr 2018.

Eine/-r von fünf arbeitet im Wohnbezirk

Rund 850.000 Wienerinnen und Wiener sind berufstätig, von ihnen 90 % unselbstständig (also angestellt). 19 % arbeiten in ihrem Wohnbezirk, 18 % in einem Nachbarbezirk ihres Wohnbezirks und 51 % in einem anderen Bezirk. Als Nachbarbezirke gelten in diesem Fall alle Bezirke, die aneinandergrenzen, außer die Grenze verläuft durch die Donau.

12 % – oder etwas über 100.000 Menschen – sind „Auspendler“, d. h. sie arbeiten außerhalb Wiens. Die meisten sind in den Umlandgemeinden Wiens und im südlichen Ballungsraum bis Wiener Neustadt beschäftigt, besonders viele in Schwechat (Flughafen) und Vösendorf (SCS). Auch St. Pölten ist das Ziel von über 3.000 Wiener Auspendlerinnen und -pendlern.

Nicht im Fokus dieses Artikels stehen die rund 270.000 Einpendler, die außerhalb Wiens wohnen und in Wien arbeiten.

„Nichtpendler“: My home is my workplace

7 % der Erwerbstätigen – oder rund 62.500 Wienerinnen und Wiener – gelten in der Statistik als „Nichtpendler“: ihr Arbeitsort ist auch ihr Wohnort. Es handelt sich überwiegend um Selbstständige (z. B. Ärzte, Anwälte, Berater, Lokalbesitzer, Kreative und Künstler usw.) und ihre angestellt gemeldeten Angehörigen. Hausbesorgerinnen und Hausbesorger sind ebenfalls dabei. Büroangestellte im Homeoffice zählen nicht zu dieser Gruppe und werden auch von der Erwerbsstatistik nicht erfasst.

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Verzerrt wird diese Statistik möglicherweise durch eine ungenaue Erfassung der Arbeitsorte durch die Steuerbehörden: Die rund 30.000 Bediensteten des Wiener Magistrats sind zum Beispiel im Rathaus gemeldet, obwohl ihre Büros über das Stadtgebiet verstreut liegen.

Innenstädter arbeiten eher im Wohnbezirk

Wie viele Menschen in der Nähe ihres Wohnortes arbeiten, unterscheidet sich stark nach Bezirk. Die Innere Stadt ist – wie so oft – eine Ausnahme: ein Viertel der rund 7.500 Berufstätigen arbeitet am Wohnsitz. Ein weiteres Viertel im Bezirk. Nur knapp ein Viertel arbeitet weder im eigenen Bezirk noch in einem Nachbarbezirk.

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Sonst gilt: Wer in einem Innenbezirk wohnt, arbeitet eher im Heimatbezirk (3., 9., 4., 2.; auch: 19., 22., 23.). Bewohnerinnen und Bewohner von „klassischen Arbeiterbezirken“ haben meistens einen weiteren Weg zur Arbeit (20., 15., 17., 5., 12., 16.).

Am meisten Auspendlerinnen und Auspendler leben in Liesing (16 %), Favoriten, Simmering und Meidling (je 14 %), was wohl an der räumlichen Nähe zum Flughafen und den südlichen Gewerbe- und Industriegebieten liegt.

Wiener Beschäftigte benötigen im Schnitt 20 Minuten in die Arbeit (theoretisch)

Wohn- und Arbeitsbezirke zu vergleichen, sagt aber noch zu wenig über den tatsächlichen Arbeitsweg aus. Wie lange brauchen die Wienerinnen und Wiener wirklich zur Arbeit? Diese Frage lässt sich nur schwer beantworten: Die Erwerbsstatistik bietet einen ungefähren Anhaltspunkt, nämlich die theoretische Fahrzeit vom Wohn- zum Arbeitsort mit dem Auto (laut Routenplaner). Diese Zahlen sind aus zwei Gründen mit Vorsicht zu interpretieren: Einerseits verlängern Staus die tatsächlichen Fahrzeiten in Wien teilweise deutlich, was vom Routenplaner nicht berücksichtigt wird; andererseits fahren viele Arbeitnehmer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, was meist länger dauert als die theoretische Auto-Fahrzeit. Laut einer internen Auswertung der Landesstatistik ist die reale Fahrzeit mit den Öffis je nach Bezirk im Schnitt um 40 bis 80 % länger als die hier angeführten fiktiven Autozeiten.

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Bemerkenswert ist, dass zwei Drittel der Wiener Arbeitnehmer (theoretisch) weniger als 20 Minuten in die Arbeit fahren. Über 30 Minuten benötigen nur rund 85.000 Menschen, also 10 % der Beschäftigten. Die Kategorie „0 Minuten“ deckt sich mit den oben genannten „Nichtpendlern“, die am Wohnort arbeiten.

Die Wienerinnen benötigen im Schnitt 19 Minuten in die Arbeit und sind damit um 2 Minuten schneller als die Wiener.

Arbeitswege in „Flächenbezirken“ am längsten

Die durchschnittliche Wegzeit unterscheidet sich wieder stark nach Bezirk: Wer in den Innenbezirken wohnt, ist am schnellsten in der Arbeit (in knapp einer Viertelstunde) – kein Wunder, befinden sich dort auch die meisten Büros. Die Sonderrolle des 1. Bezirks ist ebenfalls wieder sichtbar (14 Minuten). Am längsten haben es im Schnitt die Hietzinger, Liesinger und Transdanubier Beschäftigten (über 22 Minuten). Die Arbeiterbezirke liegen in dieser Auswertung im Mittelfeld – ihre Beschäftigten benötigen im Schnitt weniger als 20 Minuten zur Arbeitsstätte.

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Die durchschnittlichen Fahrzeiten lassen sich auch für die Grätzl (statistische Zählbezirke) auswerten – wir haben sie auf einer Karte dargestellt. Das Muster ist deutlich und birgt keine Überraschungen: Je weiter man vom Stadtzentrum entfernt wohnt, desto länger ist im Schnitt der Arbeitsweg. Auffällig sind die kurzen Arbeitswege der Kaisermühlner, was wohl mit der UNO-City und der guten Straßenanbindung in die Innenstadt über die Reichsbrücke zusammenhängen mag.

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„Hackler“ pendeln länger

Die (theoretische) Fahrzeit unterscheidet sich stark nach Branche: Wer in der Landwirtschaft arbeitet, braucht am längsten – es handelt sich hier aber gerade einmal um 0,1 % aller Beschäftigten. Klassische „Hackler“ benötigen fast 25 Minuten zwischen Wohn- und Arbeitsort; Beamtinnen und Beamte und Beschäftigte in IT, Gastronomie und Hotellerie nur 18 Minuten.

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Arbeitswege sind auch soziale Frage

Der Weg zur Arbeit ist ein wesentlicher Teil unseres Alltags: Wie lange wir täglich fahren, und unter welchen Bedingungen, beeinflusst unsere Lebensqualität massiv. Die verfügbaren Daten verraten uns, dass klassische Wiener „Arbeiterinnen“ und „Arbeiter“ längere Fahrzeiten haben, während viele Erwerbstätige in den Innergürtel-Bezirken das Privileg kurzer Arbeitswege genießen.

Arbeitswege sind somit auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit: Viele Familien können es sich nicht leisten, in der Nähe ihrer Arbeitsorte zu wohnen. Für Teilzeitbeschäftigte – immerhin ein Drittel der Wiener Beschäftigten – fallen Arbeitswege teilweise noch stärker ins Gewicht. Die oft emotional geführte Verkehrsdebatte ist in dieser Hinsicht vor allem eine Frage der Perspektive: Wer in der Nähe seines Büros wohnt, wird eher mit dem Rad fahren oder zu Fuß gehen. Wer aus Essling in die Landstraße muss (und vielleicht vorher noch die Kinder in die Schule bringt), wird versuchen die Fahrzeit zu reduzieren – und ist früher eher mit dem Auto gefahren. Mit der Verlängerung der U2 steht seit einigen Jahren eine umweltfreundliche und zeitschonende Alternative zur Verfügung! Noch mehr attraktive Öffi-Verbindungen zu schaffen, ist das wichtigste Ziel der Wiener Verkehrspolitik – aktuell z. B. die U2/U5.

 

Weiterführende Informationen

Teilzeit – mehr Lebensqualität oder Armutsfalle? (Wien 1×1-Blog)

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