- Moderates Bevölkerungswachstum 2019 (+14.500), am 1.1.2020 hatte Wien etwas über 1,91 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner
- Wanderungsbilanz im Vergleich zum Vorjahr höher, aber deutlich unter dem Schnitt der 2010er-Jahre; stärkeres Wachstum bei Geburtsländern Österreich, Deutschland und Rumänien; Flüchtlingsherkunftsländer stagnieren
- Die Altersgruppe der über 80-Jährigen hat stark zugelegt – eine Spätfolge des „Anschlussbabybooms“ ab 1939
- Kein Bevölkerungswachstum in der Hälfte der Bezirke, Süden, Südosten und Döbling legen kräftig zu
Der Bevölkerungszuwachs im Jahr 2019 betrug laut den vorläufigen Daten der Wiener Landesstatistik (MA 23) rund 14.500 Personen. Das Wachstum ist damit im Vergleich zum Vorjahr wieder gestiegen, liegt aber weiterhin deutlich unter dem Zehn-Jahres-Mittel (2009–2018), das rund 22.000 ausmachte. Der vorläufige Wert für 2019 liegt im Rahmen der Wiener Bevölkerungsprognose 2018, in der ein Plus von 12.670 angenommen wurde. Das relative Wachstum 2019 betrug 0,7 %; das ist nahezu eine Halbierung gegenüber dem Zehn-Jahres-Mittel von 1,2 % p. a.
Alle Rohdaten dieser Analyse stehen frei zur Verfügung.
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Auf Grundlage des offiziellen Bevölkerungsstands der Statistik Austria vom 1.1.2019 (1.897.491) gehen wir davon aus, dass Anfang 2020 etwas über 1,91 Millionen Menschen in Wien gelebt haben. Wien wird nach dem Brexit ab 1. Februar 2020 die fünftgrößte Stadt der Europäischen Union sein und soll laut Prognose im Jahr 2027 die Zwei-Millionen-Grenze überschreiten.
Das Wachstum setzt sich nach ersten Schätzungen aus folgenden Bestandteilen zusammen (Komponenten der Bevölkerungsentwicklung):
Bevölkerungswachstum Wien 2019 gesamt | +14.500 |
---|---|
Geburtenbilanz | +2.500 |
Geburten | +19.500 |
Todesfälle | -17.000 |
Wanderungsbilanz | +12.000 |
Der Anteil der im Ausland geborenen Bevölkerung ist 2019 um 0,4 Prozentpunkte gestiegen. Zum Vergleich: 2017 betrug das Plus dieser Gruppe noch 0,7 Prozentpunkte, 2018 0,3 Prozentpunkte. Mit knapp 37 % im Ausland geborener Bevölkerung ist Wien eine der diversesten Millionenstädte der EU.
Das Durchschnittsalter der Wienerinnen und Wiener ist 2019 um rund 1,5 Monate gestiegen und liegt jetzt bei etwa 41 Jahren. Wien ist weiterhin das jüngste Bundesland Österreichs.
Alle Altersgruppen außer die 65- bis 79-Jährigen haben im vergangenen Jahr zugelegt. Am stärksten fiel der Zuwachs bei den Hochbetagten (80+) mit +6.600 aus, was einer Steigerung um +9 % entspricht. Im Vergleich dazu betrug das Wachstum aller Altersgruppen +0,7 %. Der Grund: 2019 traten die Wienerinnen und Wiener des geburtenstarken Jahrgangs 1939 in die Gruppe der Hochbetagten (80+) über. Dieser sogenannte Anschlussbabyboom setzte sich bis 1944 fort, weshalb die Zahl der Hochbetagten auch in den nächsten Jahren markant steigen wird.
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In der Altersgruppe der 0- bis 14-Jährigen gibt es einen Zuwachs von 1.400 Personen, was 55 Schulklassen entspricht.
Der Frauenanteil liegt weiterhin bei 51,2 %.
Detailanalyse 2019 erst mit endgültigen Daten sinnvoll
Die Bevölkerungsveränderung setzt sich aus den beiden Komponenten Geburtenbilanz (Geburten minus Sterbefälle) und Wanderungsbilanz (Zuwanderungen minus Abwanderungen) zusammen. Für das Wachstum 2019 war zu einem Sechstel die weiterhin positive Geburtenbilanz (+2.500) und zu fünf Sechstel der positive Wanderungssaldo (+12.000) verantwortlich. Diese Verteilung entspricht dem langjährigen Trend, unterscheidet sich aber vom Jahr 2018 (ein Drittel Geburten vs. zwei Drittel Wanderungen). Den exakten Anteil der Geburtenbilanz am Bevölkerungszuwachs werden erst die offiziellen Daten der Statistik Austria im Juni zeigen. Dieser Anteil hängt entscheidend von der Höhe des Wanderungssaldos ab, die derzeit nur als Schätzung vorliegt.
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Wanderungsbilanz legt zu, bleibt aber unter 2010er-Jahre-Schnitt
Die geschätzte Wanderungsbilanz überschritt 2019 mit +12.000 den Wert des Vorjahres (+5.679), lag aber weiterhin klar unter dem jährlichen Mittel seit 2009 (+19.000) und dem Schnitt seit der Jahrtausendwende. Die vorläufigen Daten enthalten aber keine detaillierten Informationen zu Zu- und Abwanderungen, sondern ermöglichen nur Vergleiche des Bevölkerungsstandes.
Geburtsländer: Österreich, Deutschland und Rumänien mit Plus, Flüchtlingsherkunftsländer stagnieren
2019 ist der Wiener Bevölkerungsstand um 14.500 Personen angestiegen. Die zehn am stärksten gewachsenen Geburtsländer (Top 10) sind für mehr als zwei Drittel des Wiener Bevölkerungswachstums der letzten Jahre verantwortlich.
Tabelle: Woher die neuen Wienerinnen und Wiener kommen
Geburtsland (Rang 2019*) |
jährliche Veränderung Wiener Bevölkerungsstand (1.1. bis 31.12.) |
||
---|---|---|---|
2009–2018 (p. a.) |
2018 | 2019* | |
1. Rumänien | +1.673 | +1.414 | +2.100 |
2. Deutschland | +1.466 | +1.195 | +1.900 |
3. Österreich** | +2.712 | -553 | +1.800 |
4. Bulgarien | +981 | +856 | +1.000 |
5. Syrien | +2.251 | +874 | +1.000 |
6. Afghanistan | +1.523 | +726 | +800 |
7. Iran | +532 | +446 | +500 |
8. Russland | +802 | +351 | +500 |
9. Ukraine | +426 | +425 | +500 |
10. Italien | +477 | +482 | +500 |
11. Ungarn | +967 | +382 | +300 |
15. Polen | +1.230 | +211 | +300 |
16. Bosnien-Herzegowina | +489 | -157 | +300 |
20. Kroatien | +165 | +148 | +200 |
215. Serbien/Montenegro | +969 | +457 | 0 |
220. Türkei | +183 | -463 | -300 |
andere | +4.890 | +1.921 | +3.100 |
Gesamt | +21.736 | +8.715 | +14.500 |
* 2019 vorläufige Daten ** hauptsächlich Wiener Neugeborene
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Das Wachstum aller Top 10-Länder hat 2019 erwartungsgemäß gegenüber 2018 zugelegt; am stärksten Österreich, Deutschland und Rumänien. Der absolut größte Teil des Wachstums entfällt ebenfalls auf diese Länder: +2.100 Rumänien, +1.900 Deutschland und +1.800 Österreich. Noch im Jahr 2018 ist die Gruppe der Österreicherinnen und Österreicher sogar um 553 Personen geschrumpft – entgegen dem Trend der 2010er-Jahre.
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Die Flüchtlingsherkunftsländer Syrien, Irak, Iran und Afghanistan spielen beim Wachstum mit insgesamt +2.500 Menschen nach den starken Jahren 2015 bis 2017 mittlerweile eine kleinere Rolle. Dieses Niveau entspricht (wie auch schon 2018) ungefähr jenem des Jahres 2012.
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Klassische Herkunftsländer wachsen schwach, bei Serben erstmals Nullbilanz
Andere für Wien klassische Zuwanderungsländer waren 2019 eher schwach vertreten: Für Ungarn, Polen, Bosnien-Herzegowina und Kroatien liegt das Wachstum jeweils unter +300. Bei den gebürtigen Serben und Montenegrinern ist erstmals ein Nullwachstum zu verzeichnen; 2018 waren es noch +457, der Zehn-Jahres-Trend liegt bei +969.
Schon in den vergangenen Jahren hat die Zuwanderung gebürtiger Serbinnen und Serben nach Wien stetig abgenommen. Gleichzeitig ist die Zahl der Sterbefälle leicht gestiegen, was eine Erklärung für das Nullwachstum 2019 sein könnte. Definitive Schlussfolgerungen sind erst nach Analyse der endgültigen Daten im Juni möglich. Weniger überraschend ist die Zahl der Türkei-Geborenen um 300 Personen gesunken. In den 2010er-Jahren gab es kaum noch Nettozuwanderung aus der Türkei nach Wien.
Kroatische Staatsangehörige erhalten am 1.7.2020 freien Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt. Wir gehen davon aus, dass die Auswirkungen auf Wien eher gering sein und im Folgejahr etwa 2.000 bis 3.000 zusätzliche Erwerbspersonen auf den Wiener Arbeitsmarkt eintreten werden. Da der langjährige Zuwachs der Bevölkerung mit Geburtsland Kroatien bei +165 pro Jahr liegt, könnte die Arbeitsmarktöffnung in den Jahren 2020 und 2021 kurzfristig eine deutliche positive Abweichung darstellen.
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Geburtenbilanz weiterhin positiv, aber nicht rekordverdächtig
Die Zahl der Geburten 2019 ist gegenüber 2018 leicht gesunken und lag bei 19.500. Deutlicher fällt der Rückgang im Vergleich zum Rekordjahr 2016 aus; der „Wiener Babyboom“ ist aber noch nicht vorbei. Die beliebtesten Babyvornamen 2019 haben wir vor Kurzem veröffentlicht (Sara, Sophia und Anna bzw. Alexander, David und Maximilian).
Die Anzahl der Sterbefälle ist stabil und lag auch 2019 bei rund 17.000; somit bleibt die Geburtenbilanz auch weiterhin positiv (+2.500) und trägt mit rund 17 % zum Wiener Bevölkerungswachstum 2019 bei.
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Kein Bevölkerungswachstum in der Hälfte der Bezirke, Süden, Südosten und Döbling legen kräftig zu
2019 ist Wien um 0,7 % gewachsen. Dieses Wachstum verteilt sich höchst unterschiedlich auf die 23 Bezirke: Die meisten Außenbezirke wuchsen (im Süden und Osten sowie Döbling besonders stark), die Innenbezirke stagnierten bzw. schrumpften (leicht). Nur die Innere Stadt verzeichnete einen deutlichen Bevölkerungsrückgang. Insgesamt verlor mehr als die Hälfte der Bezirke Einwohner.
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Dies entspricht grundsätzlich dem vergangenen und prognostizierten Trend: Seit 2009 wuchs Wien vor allem im Süden und Osten. Die Wiener Bevölkerungsprognose 2018 geht von einer Stagnation in den Innenbezirken und deutlicherem Wachstum in den Außenbezirken aus, insbesondere in Simmering und der Donaustadt. Nachdem es im Zuge des starken Bevölkerungswachstums bis 2017 zur Verdichtung in den Innenbezirken kam, ziehen die Wienerinnen und Wiener nun vermehrt in die neu fertiggestellten Stadtentwicklungsgebiete in den Außenbezirken (sowie ins Wiener Umland).
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Hinweis: Vorläufige Daten
- Die vorläufigen Daten der Bevölkerungsentwicklung 2019 basieren auf dem Zentralen Melderegister und wurden immer auf 100 bzw. 500 (bei Schätzungen) gerundet. Die endgültigen Daten werden im Juni 2019 veröffentlicht.
Weiterführende Informationen
Rohdaten dieses Beitrags im Excel-Format
Alle Bevölkerungsdaten der Wiener Landesstatistik
Die beliebtesten Babynamen 2019…und was Sie schon immer über die Vornamen der Wienerinnen und Wiener wissen wollten
Auf dem Weg zurück zur Zwei-Millionen-Stadt – die Entwicklung der Wiener Bevölkerung:
Teil 1: Eine Metropole entsteht (1850–1910)
Teil 2: Das Comeback einer demographisch gealterten Stadt (1910–2018)
Teil 3: Ein Blick in die Zukunft der Wiener Bevölkerung (2018–2048)