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Die Konjunkturtreppe II: Müssen wir uns an höhere Arbeitslosigkeit gewöhnen?

#wieninzahlen-Chart Story #5 (09/2019)

Vor einem Monat haben wir hier anhand der Wirtschaftsentwicklung Österreichs seit 1955 die Frage gestellt, ob wir uns im 21. Jahrhundert an niedrigeres Wirtschaftswachstum gewöhnen müssen. Unsere Schlussfolgerung: Könnte durchaus sein. Welche Auswirkungen dies auf unsere persönliche Sozialisierung, aber auch die Frage von sozialer Gerechtigkeit haben könnte, betrachten wir in einer neuen Chart Story zum Thema Arbeitslosigkeit.

Langfristig sinkendes Wachstum, steigende Arbeitslosigkeit

Wirtschaftswachstum und Arbeitslosigkeit hängen eng zusammen: Bricht die Wirtschaft ein, werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen. Doch selbst in wirtschaftlich guten Zeiten ist ein gewisses Wachstum erforderlich, damit die Arbeitslosigkeit nicht zunimmt. Grund dafür ist, neben Bevölkerungswachstum vor allem die Produktivitätsentwicklung: Dank Automatisierung und Digitalisierung arbeiten Firmen jedes Jahr effizienter. Um trotz Rationalisierung die Erwerbsbevölkerung in Beschäftigung zu halten bzw. zu bringen, muss die Wirtschaft folglich mehr produzieren – also wachsen.


Grafik: Perioden des Wirtschaftswachstums und Arbeitslosigkeit in Österreich seit 1955

Das Diagramm zeigt: Seit den 1950er-Jahren sinkt das durchschnittliche Wirtschaftswachstum in Österreich; gleichzeitig steigt die Arbeitslosigkeit. Zuletzt gab es in den 1970er-Jahren Vollbeschäftigung – heute scheint dieses Ziel in weiter Ferne zu liegen.

Wann sind Sie in den Arbeitsmarkt eingestiegen?

Die jeweilige Wirtschaftsdynamik hat wohl ganze Generationen geprägt: Als die Nachkriegsgeneration (geboren ab 1935) in den 1950ern in den Arbeitsmarkt einstieg, gab es hohes Wachstum und sinkende Arbeitslosigkeit – also viel Optimismus.

Bei der nachfolgenden Generation der Babyboomer (geboren ab Mitte der 1950er-Jahre) trübten sich die Aussichten durch die Ölpreiskrisen etwas ein – angesichts der damals vorherrschenden Vollbeschäftigung sah man aber dennoch positiv in die Zukunft.

Als die Generation X (geboren in den späten 1960er-Jahren) in den 1980er- und 1990er-Jahren in den Arbeitsmarkt einstieg, begann der Umbau der Weltwirtschaft mit Deregulierung und Globalisierung. In der Folge kletterten die Arbeitslosenzahlen in die Höhe.

Die Generation Y („Echo-Boomer“), geboren in den 1980ern und 90ern, schlitterte gleich nach ihrem Arbeitsmarkt-Einstieg während der „goldenen“ 2000er-Jahre in die schwerste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Die Arbeitslosigkeit ist heute im historischen Vergleich sehr hoch. Starke Rückgänge oder gar Vollbeschäftigung sind nicht in Sicht.

Ungleichheit bekämpfen: Wien setzt Maßnahmen gegen Arbeitslosigkeit

Hohe Arbeitslosigkeit ist ein zentraler Bestandteil von gesellschaftlicher Ungleichheit. Sie zu beseitigen ist daher eine der größten Herausforderungen unserer Zeit – insbesondere mit den Aussichten eines weiterhin niedrigeren Wirtschaftswachstums.

Wenn es der Markt nicht schafft, ein Mindestmaß an sozialer Gerechtigkeit herzustellen, muss der Staat eingreifen. Die Verantwortlichen in der Bundesregierung und der Europäischen Union haben in den letzten Jahren aber zu wenig getan, um ihre arbeitslosen Bürgerinnen und Bürger in Beschäftigung zu bringen. Im Gegenteil: die Aktion 20.000, die österreichweit älteren Arbeitslosen wieder Hoffnung gegeben hat, wurde 2018 ersatzlos gestrichen. Gleichzeitig könnte sich die Konjunktur in den nächsten Jahren wieder eintrüben, mit negativen Auswirkungen für den Arbeitsmarkt. Rechtzeitige Gegenmaßnahmen sind also notwendig.

Daher wird die Stadt Wien jetzt selbst tätig. Diesen Monat haben Bürgermeister Michael Ludwig und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke die Joboffensive 50plus für hunderte langzeitarbeitslose Wienerinnen und Wiener über 50 gestartet: Sie sollen in der Stadt Wien und privaten Unternehmen befristete Jobs erhalten, um ihnen die Chance auf den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen.

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