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Das neue Fachkonzept „Produktive Stadt“

Die Stadt Wien hat in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer Wien und der Industriellenvereinigung Wien in den vergangenen Monaten das neue Fachkonzept „Produktive Stadt“ erarbeitet. Damit soll der Verlust an Flächen für Gewerbe- und Industriebetriebe künftig eingedämmt werden.

Paradigmenwechsel: Integrieren statt verdrängen

Derzeit kommt es in Wien, wie in vielen anderen Städten, zu einem Paradigmenwechsel von der Ein-zelbetrachtung des industriell-gewerblichen Sektors hin zur „Produktiven Stadt“ für produzierende Betriebe. Der Einsatz moderner (Informations-)Technologien macht vieles möglich, so kann auch Woh-nen und Arbeiten im gemischten Stadtquartier Realität werden.

Wien positioniert sich mit dem Fachkonzept „Produktive Stadt“ als international etablierter Wirt-schaftsstandort der neben dem Dienstleistungssektor auch dem produzierenden Bereich einen hohen Stellenwert beimisst. Insgesamt lässt sich rund ein Drittel der Wertschöpfung Wiens, rund 23,5 Millar-den Euro, auf den produzierenden Bereich zurückführen.


Grafik: Der produktive Sektor macht ein Drittel der Wiener Wertschöpfung aus
 

Wien bekennt sich zur Unterstützung der Entwicklung einer lebendigen Industrie. Dazu gehört die Bereitstellung von geeigneten und ausreichenden Flächen für die Produktion ebenso, wie die Erhöhung spezifischer Qualitäten für bestehende Betriebsstandorte. Darüber hinaus setzt die Stadt auf eine Stär-kung der Bundesländer übergreifenden Kooperationen in der Metropolregion Wien, um so ein auch im internationalen Maßstab größtmögliches Spektrum an attraktiven Standorten zur Verfügung stellen zu können.

Der produzierende Bereich ist eine wichtige Lebensgrundlage für Wiens Bevölkerung. Konkret bedeutet dies auch Mut zu neuen Formen von Durchmischung: Anstelle ausschließlich monofunktionaler Betriebs- und Wohngebiete sollen neue Mischformen von Arbeiten und Wohnen eine nachhaltige Stad-tentwicklung sicherstellen.

Allerdings: Nicht alle produktiven Tätigkeiten lassen sich in durchmischte Quartiere integrieren. Hier braucht es auch in Zukunft Flächen für ausschließlich industriell-gewerbliche Betriebe. Einige dieser früher ausschließlichen Produktions- und Betriebsflächen wurden allerdings in den letzten Jahren für Wohnzwecke umgewidmet. Nicht zuletzt im Interesse eines sozial stabilen Gesamtwachstums und damit auch im Interesse der Wohnbevölkerung selbst, steht das Fachkonzept Produktive Stadt für den Stopp dieser Entwicklung.

So wie das neue Konzept einerseits zum Ziel hat, Wohnen in dafür geeignete Betriebsgebiete zu integrieren, muss es andererseits jenen Formen der Produktion einen ungestörten Betrieb ermöglichen, die nicht wohnverträglich sind. Jedenfalls stehen sowohl rein industriell-gewerbliche, als auch durchmischte Gebiete vor der gleichen Herausforderung: Im Sinne eines breiten und vielfältigen Standortange-bots, gut vernetzter Produktionsketten und effizienter Verteilungsstrukturen werden vielfältigere Formen von städtischen Strukturen und Quartieren notwendig. Denn eine Stadt der kurzen Wege muss heute weiter gedacht werden als bisher.

Mit dem Fachkonzept Produktive Stadt möchte Wien dieses Potenzial ergreifen und explizit zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Wien nützen.

 

Flächen für die produktive Stadt

Produktion und damit verbundene Tätigkeiten (Logistik, Energie, Großhandel, Reparatur, etc.) brauchen Platz. Großflächige Betriebszonen und über das Stadtgebiet verteile, kleinflächige Betriebsgebiete nehmen aktuell rund fünf Prozent des Stadtgebietes in Anspruch. Darüber hinaus sind weitere kleinere Gewerbetriebe wie etwa Handwerk in das gemischte Baugebiet integriert.


Grafik: Betriebszonen machen etwa fünf Prozent des Wiener Stadtgebiets aus
 

Die Betriebszonen enthalten zwar noch Reserven, aber um für die künftig erwartbaren Herausforde-rungen vorbereitet zu sein soll die Reserve auf rd. 300 ha aufgestockt werden.

  • Rund 150 Hektar – Reserveflächen innerhalb bestehender Betriebszonen (Nutzung von Widmungs-reserven, Gebäude- und Flächenleerstand, Reserven durch Umsiedelung mischfähiger Handelsstrukturen innerhalb der gewidmeten großflächigen Betriebszonen)
  • Rund 50 Hektar – Noch zu widmende Flächen (Umwidmung / Entwicklung der rund 50 Hektar noch nicht entsprechend gewidmeter Flächen im (Nah-)Bereich der bereits etablierten, großflächigen Betriebsgebiete)
  • Rund 100 Hektar – Neue Produktionsflächen in Stadterweiterungsprojekten


Grafik: Bedarf an Produktionsflächen in Wien
 

Die drei Betriebszonen-Typen der Stadt Wien

Mit dem Fachkonzept Produktive Stadt wird dem produzierenden Bereich der benötigte Platz in drei Betriebzonentypen eingeräumt, deren Verfügbarkeit für Funktionen der produktiven Stadt langfristig gesichert wird. Die werden in einem eigenen Betriebszonenplan ausgewiesen.

Ausschlaggebend für die Auswahl und Einteilung dieser Zonen waren – in Fortführung der vom Wiener Gemeinderat 2008 beschlossenen „Betriebszonenanalyse“ – einerseits deren Eignung hinsichtlich Lage, Infrastruktur, Emissionen und Mobilität, andererseits wurden Konflikte und Beeinträchtigungen anderer Nutzungen vermieden.

Diese mit 1.900 ha flächenmäßig größte Kategorie soll für industriell-gewerbliche Nutzungen gesichert und optimal verfügbar gemacht werden. Wichtig sind hier ein möglichst uneingeschränkter Betrieb, eine passende Standortausstattung, gute Erreichbarkeit über das Straßennetz und ein geringes Bodenpreisniveau. Umwidmungen zu Wohnen sind nicht möglich. Kleine Gebietsergänzungen, Bodenmobilisierung, Quartiersmanagements und andere Verbesserungsmaßnahmen werden vorgeschlagen.
Etwa 200 ha gut in das Stadtgebiet integrierte, gewerbliche Mischgebiete mit Anschluss an ÖV und IV sind aktuell rein gewerblich genutzt, sollen aber künftig um andere Nutzungen ergänzt und intensiver genutzt werden können. Dafür müssen allerdings innovative, in der Regel kompakte und mehrgeschoßige städtebauliche Lösungen gefunden werden, die die Bedürfnisse von Gewerbe und Wohnen im Gebiet kombi-nieren. Themen sind hier Ergänzen, Überbauen, Verdichten. Um diese Potenziale zu realisieren braucht es klar durchdachte und machbare Entwicklungskonzepte, Pilotprojekte, qualitätssichernde Instrumente und Managementstrukturen.
Das dritte Standbein der produktiven Stadt sind traditionelle Betriebe an über 200 integrierten Einzelstandorten (rund 250 ha). Diese werden
als wertvoller Beitrag zur Stärkung der städtischen Wirtschaft verstanden und sollen daher in ihrer bestehenden Funktion unterstützt und weiterentwickelt werden. Industrie, Handwerk, Gewerbe und Kleinunternehmen aber auch künftige neue Formen der Wirtschaft sollen hier in kurzer Distanz zueinander und zu ihren Kun-den Raum finden. Die gewerbliche Funktion darf nur entfallen, wenn sowohl städtebauliche als auch betriebswirtschaftliche Gründe klar nach-gewiesen sind.

 

Produktionflächen in der Stadterweiterung

In einem positiven Szenario der Wirtschaftsentwicklung hält das Beschäftigtenwachstum mit dem Ein-wohnerwachstum Schritt. Diese Balance wird laufend zu beobachten sein. Bei Gebietsentwicklungen im Zuge der Stadterweiterung, z.B. städtebaulichen Masterplänen, sind die Bedürfnisse der Produktiven Stadt stets mitzuberücksichtigen. Nicht zuletzt finden sich einige der bestgeeigneten Zukunftsstandorte entlang der Stadtgrenze im Umfeld rezent errichteter und noch geplanter hochrangiger Infrastruktur. Eine Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden in grenzüberschreitenden Funktionsräumen
wird daher von Wien aktiv angestrebt.

 

Übergreifende Maßnahmen zur Sicherung von Standorten

Produktionsflächenmanagement
Zentrale Akteure dabei sind die Wirtschaftsagentur Wien und die Wirtschaftskammer Wien. Wichtige Elemente des „proaktiven Flächenmanagements“ sind:

  • Einrichtung einer neuen „ Standort –Datenbank“, gemeinsam von Wirtschaftsagentur und Wirtschaftskammer Wien, mit einem Überblick über alle Betriebs- und Produktionsflächen in ganz Wien
  • Damit noch bessere Positionierung und Vermarktung sofort verfügbarer Produktionsflächen im Internet Laufendes Monitoring der Gesamtentwicklung der Betriebsgebiete
  • Optimaler Einsatz der stadteigenen Flächen für Betriebsansiedlungen, z.B. auch für große internationale Betriebe
  • Gezielte Unterstützung neuer Unternehmen und Tätigkeiten mit spezifischen Standortanforderun-gen (z.B. erneuerbare Energie, Recycling/Urban Mining, smarte Mobilität, neue Güterlogistiksysteme, Urban Manufacturing und andere)
  • Sicherung, Vorbereitung und Entwicklung zusätzlicher Betriebsgebietsflächen im Zuge von Stadterweiterungsvorhaben

 

Strategische Standortentwicklung durch ein Quartiersmanagement
Koordiniertes, standortspezifisches Management soll über ein Quartiersmanagement für weitere größere Betriebszonen Wiens erfolgen – etwa nach dem Vorbild der von “Standpunkt-Liesing” bzw. “Standpunkt Floridsdorf”. Das Quartiersmanagement soll als zentrale Ansprechstelle für die Betriebe vor Ort wie auch als Schnittstelle zu Stadtplanung, Wirtschaftsagentur Wien, Wirtschaftskammer Wien und Industriellenvereinigung Wien dienen und Betriebe hinsichtlich störungsfreiem Betrieb und Entwicklungsoptionen unterstützen.

 

Weiterführende Links

Presseinformation „Fachkonzept Produktive Stadt“
Fachkonzept „Produktive Stadt“
Fachkonzept „Produktive Stadt“ – Betriebszonenplan (A3)

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