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Auf dem Weg zurück zur Zwei-Millionen-Stadt – die Entwicklung der Wiener Bevölkerung

Teil 3: Ein Blick in die Zukunft der Wiener Bevölkerung (2018–2048)

von Ramon Bauer und Klemens Himpele

Wien hat in den zurückliegenden Jahren ein starkes Bevölkerungswachstum erlebt und wird voraussichtlich auch in den kommenden Jahren wachsen. Wie stark der Zuwachs ausfallen könnte und wie die Bezirke und Wohngebiete von der zukünftigen Bevölkerungsentwicklung betroffen sein werden, zeigt die aktuelle kleinräumige Bevölkerungsprognose.

Der dritte und abschließende Teil dieser Blogserie zur Bevölkerungsentwicklung Wiens befasst sich mit der aktuellen Bevölkerungsprognose für Wien (2018–2048), nachdem in den ersten beiden Teilen die Entstehung einer Metropole (1850–1910) und die Bevölkerungsalterung und das demographische Comeback Wiens im 20. Jahrhundert nachgezeichnet wurden.

Die Zukunft ist nicht in Stein gemeißelt

Bevölkerungsprognosen beruhen auf Annahmen über die zukünftige Entwicklung der demographischen Variablen Fertilität, Mortalität und Migration. Bei kleinräumigen Prognosen werden auch nicht-demographische Faktoren wie das zukünftige Wohnbaupotenzial berücksichtigt. Die Treffsicherheit von Bevölkerungsprognosen hängt in beträchtlichem Ausmaß von den Annahmen über zukünftige Wanderungsbewegungen ab.

Politik und Verwaltung nutzen Prognosen als zentrales Planungsinstrument. Aus diesem Grund erstellt die Statistik Wien alle vier bis fünf Jahre eine neue kleinräumige Bevölkerungsprognose. Die aktuelle Prognose wurde im Herbst 2018 veröffentlicht und gibt einen Ausblick auf die Entwicklungen nach Alter, Geschlecht und Geburtsland in Wien bis zum Jahr 2048. Die 23 Wiener Gemeindebezirke wurden bis 2038 und die 250 Zählbezirke bis 2028 prognostiziert.

Bevölkerungsentwicklung in Wien bis 2048

Die Prognose geht davon aus, dass die Bevölkerungszahl in Wien zwischen 2018 und 2048 um 289.000 Menschen oder +15,5 % steigen wird und im Jahr 2048 nahezu 2,2 Millionen Menschen in Wien leben werden. Die für die nächsten 30 Jahre prognostizierten Bevölkerungszuwächse entsprechen in etwa jenen, die Wien bereits in den zurückliegenden 15 Jahren erlebte. Wien wird also noch einmal um die Einwohnerzahl von Graz (292.000 am 1.1.2019) wachsen, allerdings in der doppelten Zeit – das Bevölkerungswachstum halbiert sich also. Obwohl ein moderates Wachstum prognostiziert wird, dürfte Wien bereits im Jahr 2027 wieder eine Zwei-Millionen-Metropole werden und bis zum Jahr 2036 den historischen Bevölkerungshöchststand aus dem Jahr 1910 von 2,1 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern überschritten haben.

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Die Prognose geht davon aus, dass auch in Zukunft mehr Menschen nach Wien zu- als abwandern werden, die Zuwanderung aus dem Ausland aber zurückgehen wird. Der Anteil der im Ausland geborenen Wienerinnen und Wiener wird gegenüber 2018 (36,0 %) bis zum Jahr 2048 (38,6 %) nur noch geringfügig ansteigen. Während das Bevölkerungswachstum der letzten Jahre vor allem auf einer positiven Migrationsbilanz beruhte, dürfte das zukünftige Wachstum zunehmend durch eine positive Geburtenbilanz erreicht werden. Aufgrund der aktuell relativ jungen Altersstruktur und des hohen Anteils potenzieller Eltern – siehe auch die Alterspyramiden weiter unten – dürften die Geburtenzahlen weiterhin hoch bleiben.

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Ohne Zuwanderung würde die Wiener Bevölkerung langfristig schrumpfen. Der Grund dafür sind Geburtenraten, die seit Jahrzehnten deutlich unterhalb des demographischen Reproduktionsniveaus von zwei Kindern pro Frau liegen. Laut der Prognose wird die Gesamtfertilitätsrate auch weiterhin bei bei 1,4 Kindern pro Frau stagnieren. Die relativ stabile Wiener Fertilitätsentwicklung ergibt sich aus einer steigenden durchschnittlichen Kinderzahl von in Österreich geborenen Müttern und einer sinkenden Kinderzahl von im Ausland geborenen Müttern. Dieser Trend dürfte sich auch in Zukunft fortsetzen.

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Migration beeinflusst nicht nur das Wachstum einer Bevölkerung, sondern auch die Altersstruktur. Wien hat sich durch die Zuwanderungsgewinne der zurückliegenden Jahrzehnte von einer demographisch alternden und schrumpfenden Stadt zu einer jungen und wachsenden Metropole entwickelt – siehe dazu auch Teil 2 dieser Blogserie: Das Comeback einer demographisch gealterten Stadt. Weniger Zuwanderung in den nächsten Jahren bedeutet auch, dass die Wiener Bevölkerung insgesamt wieder etwas älter werden dürfte – zumal von einer weiter steigenden durchschnittlichen Lebenserwartung ausgegangen werden kann. Dennoch wird Wien weiterhin das jüngste Bundesland Österreichs bleiben.

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Im Vergleich zu 2018 wird sich der Anteil der Kinder unter 15 Jahren bis zum Jahr 2048 kaum verändern. Der Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 64 Jahren wird etwas zurückgehen und der Anteil der Bevölkerung über 65 Jahre, der im Jahr 2018 bei gerade 16,5 % lag, wird in den kommenden drei Jahrzehnten auf 21,6 % ansteigen. In absoluten Zahlen wird es zu einem Wachstum in allen Altersgruppen kommen, am stärksten wird das Wachstum in der Altersgruppe der über 80-Jährigen ausfallen. Die Zahl der Hochbetagten wird in Wien in den nächsten 10 Jahren um die Hälfte ansteigen und sich in den nächsten 30 Jahren mehr als verdoppeln.

Kleinräumige Entwicklungen in den Gemeinde- und Zählbezirken

Die für die gesamte Stadt prognostizierten Bevölkerungsveränderungen werden sich kleinräumig unterschiedlich auswirken. In den innerstädtischen Bezirken werden sich die Bevölkerungszahlen in den nächsten 20 Jahren nur geringfügig verändern. Die Innere Stadt und der Alsergrund dürfen bis zum Jahr 2038 mit leichten Bevölkerungszuwächsen rechnen, während die Bevölkerung auf der Wieden und in der Josefstadt stagnieren wird und es in Margareten, Mariahilf und am Neubau zu leichten Rückgängen kommen wird. Unter den Innenstadtbezirken wird nur die Bevölkerung der Landstraße bis 2038 deutlicher zunehmen.

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Speziell in den bevölkerungsreicheren Wiener Bezirken darf bis 2038 mit einem überdurchschnittlichen Zuwachs an Einwohnerinnen und Einwohnern gerechnet werden. In Simmering, in Penzing, in der Brigittenau und in der Donaustadt wird die Bevölkerung laut Prognose in den kommenden 20 Jahren um +16 % und mehr wachsen. Aber auch in Favoriten, in Meidling und in Floridsdorf werden die Zuwachsraten bis 2038 überdurchschnittlich ausfallen. In den anderen Bezirken liegt die Entwicklung im städtischen Durchschnitt (+11,5 % bis zum Jahr 2038).

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Das räumliche Muster – Bevölkerungsstagnation in den inneren Wohngebieten und Wachstum in den äußeren – zeigt sich auch auf Ebene der 250 Wiener Zählbezirke, die für die kommenden zehn Jahre prognostiziert wurden. Ausnahmen davon sind die innerstädtischen Stadtentwicklungsgebiete (z.B. das Nordbahnhofgelände oder das Sonnwendviertel), wo Neubautätigkeiten zu Bevölkerungszunahmen führen wird.

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Auf dem Weg zurück zur Zwei-Millionen-Stadt

Die Stadt Wien geht in ihrer aktuellen Bevölkerungsprognose davon aus, dass Wien auch in Zukunft wachsen wird. Aufgrund der Annahme, dass die Zuwanderung aus dem Ausland zurückgeht, wird das Wachstum in den kommenden Jahren moderater ausfallen als in der jüngeren Vergangenheit. Der Anteil der im Ausland geborenen Bevölkerung wird nur noch geringfügig ansteigen. Aufgrund der relativ großen Zahl an potenziellen Eltern darf auch weiterhin mit hohen Geburtenzahlen gerechnet werden. Der Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter wird aber etwas zurückgehen, während sich die Zahl der über 80-jährigen Bevölkerung bis zum Jahr 2048 mehr als verdoppeln wird. Kleinräumig werden sich diese gesamtstädtischen Trends unterschiedlich auswirken.

Prognoseergebnisse Wien 2018, 2028, 2038 und 2048
Jahr Bevölkerung Anteil im Ausland geboren Anteil Altersgruppen
0–14 Jahre 15–39 Jahre 40–64 Jahre 65–79 Jahre >=80 Jahre
2018* 1.888.776 36,0 % 14,6 % 36,1 % 32,9 % 12,6 % 3,9 %
2028 2.010.016 38,2 % 14,9 % 34,3 % 32,9 % 12,5 % 5,5 %
2038 2.105.119 39,0 % 14,7 % 32,6 % 32,4 % 14,4 % 5,9 %
2048 2.177.527 38,6 % 14,2 % 31,7 % 32,4 % 14,0 % 7,7 %

* Bevölkerungsstand zum 1.1. gemäß Statistik des Bevölkerungsstandes der Statistik Austria, Bevölkerungsveränderungen nach dem Prognoseergebnis.

Das für Wien prognostizierte moderate Bevölkerungswachstum birgt Herausforderungen und Chancen. Einerseits wird es weiterhin einen hohen Bestand an Menschen im erwerbsfähigen Alter geben, was eine wichtige Grundlage für das Wirtschaftswachstum darstellt. Andererseits bedeutet die zu erwartende Alterung Wiens einen erweiterten Bedarf an Pflege und Betreuung – ein Sektor, der in Zukunft mehr Arbeitskräfte benötigen wird.

Weitere Beiträge dieser Serie

 

Literatur und Datenquellen

Bauer, R., Fendt, C., Haydn, G., Remmel, W. und Seibold, E. (2018). Kleinräumige Bevölkerungsprognose Wien 2018. Statistik Journal Wien 1/2018. Stadt Wien Wirtschaft, Arbeit und Statistik
Ergebnistabellen der kleinräumigen Bevölkerungsprognose Wien 2018

 

Zu den Autoren

  • Ramon Bauer ist stellvertretender Leiter des Dezernats Statistik Wien der Magistratsabteilung 23 – Wirtschaft, Arbeit und Statistik der Stadt Wien.
    @metropop_eu
  •  

  • Klemens Himpele ist Leiter der Magistratsabteilung 23 – Wirtschaft, Arbeit und Statistik der Stadt Wien.
    @KHimpele

2 Kommentare

  • 25. Oktober 2023 von Michaela Frank

    Ich habe eine Frage:
    Wie errechnet sich die Entwicklungsprognose der einzelnen Bezirke? Hier wird es doch in erster Linie auf den Wohnbau ankommen? Wenn viel gebaut wird, wird wohl die Bevölkerung stark ansteigen. Liege ich damit richtig?

    • 4. November 2023 von wien1x1.at Redaktion

      Sehr geehrte Frau Frank,

      danke für Ihren Kommentar! Grundsätzlich haben Sie Recht, die Details zur Methodik werden in Kürze im Zuge der neuen Bevölkerungsprognose 2023 veröffentlicht!

      Beste Grüße
      Das Team der Landesstatistik Wien

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