Wie beim Rechnungsabschluss 2014 angekündigt, treibt die Stadt Wien ihre Transparenzinitiativen weiter voran. Ab heute gibt es hier den (künftig jährlich erstellten) Subventionsbericht sowie den neuen Wiener Finanzschuldenbericht exklusiv zum download. Im Juli 2016 werden die beiden Berichte dann noch um einen neuen Beteiligungsbericht ergänzt, den wir euch bereits heute kurz vorstellen wollen. Allgemeine Informationen zu den Eckdaten des Rechnungsabschlusses 2015 gibt es hier.
Der neue Subventionsbericht
Unsere Finanzverwaltung hat in den vergangenen Wochen im Auftrag von Finanzstadträtin Renate Brauner den Subventionsbericht der Stadt Wien 2015 erstellt. Die Infos sind nicht grundsätzlich neu, aber die Magistratsabteilung 5 hat nun zum ersten Mal die Meldungen all jener Abteilungen zusammengeführt, die Subventionen vergeben.
Was enthält der Subventionsbericht?
Der Subventionsbericht enthält – aufgeteilt nach Geschäftsgruppen, Magistratsabteilungen sowie der Magistratsdirektion – alle im Jahr 2015 von einem Wiener Gemeinderatsausschuss, dem Wiener Gemeinderat, der Wiener Landesregierung oder dem Wiener Landtag beschlossenen freiwilligen finanziellen Unterstützungen. Diese umfassen alle Unterstützungen dieser Art, unabhängig ihres jeweiligen Titels. Sprich: Alle beschlossenen Subventionen, Förderungen, EU-Kofinanzierungen, Zuschüsse oder Beiträge. Subventionsbeschlüsse wurden als Teil der Sitzungsprotokolle zwar schon bisher auf der Website der Stadt Wien unter wien.gv.at – „Sitzungsberichte und Wörtliche Protokolle“ oder im gedruckten Amtsblatt der Stadt Wien veröffentlicht. Jetzt werden diese Informationen aber erstmalig in einheitlicher und übersichtlicher Form zusammengefasst und damit noch zugänglicher und transparenter gemacht. Der Subventionsbericht enthält – aufgegliedert nach Geschäftsgruppe und Magistratsabteilung folgende Angaben:
SubventionswerberIn | Subventionszweck | Höhe der Unterstützung | Laufzeit | Förderperiode | Beschlusszahl |
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Zur besseren Übersicht und einfachen Suche wurde der vorliegende Bericht nach Geschäftsgruppen gemäß der aktuellen Geschäftseinteilung für den Magistrat der Stadt Wien (geltend ab Dezember 2015) gereiht und innerhalb der jeweiligen Geschäftsgruppe nach der numerischen Bezeichnung der subventionsvergebenden Magistratsabteilung (in aufsteigender Reihenfolge) sowie innerhalb dieser alphabetisch nach dem Namen der Subventionswerberin bzw. des Subventionswerbers geordnet. Darüber hinaus zeigt die Aufstellung jeweils den Subventionszweck, die Beschlusssumme, die Laufzeit der Subvention mit dem Hinweis einjährig (e; innerhalb eines Kalenderjahres) oder mehrjährig (m; zwei oder mehrere Kalenderjahre betreffend) sowie die jeweilige Beschlusszahl im entsprechenden politischen Beschlussorgan.
Ausführliche Recherchen mit der Wiener Infodat
Die „Informationsdatenbank des Wiener Landtages und Gemeinderates“ unter www.wien.gv.at/infodat ermöglicht mit der im Subventionsbericht angegebenen Beschlusszahl eine ausführliche Recherche – und das ganz einfach. Du interessierst dich für eine bestimmte Unterstützung, die im Wiener Gemeinderat oder im Wiener Landtag beschlossen worden ist? Einfach die jeweilige Beschlusszahl aus dem Subventionsbericht in die Suchmaske der Informationsdatenbank kopieren und auf „Suche starten“ klicken. Schon liefert die Infodat die entsprechenden Informationen. Hinweis: Beschlüsse aus Gemeinderatsausschüssen sind derzeit in der Infodat noch nicht erfasst.
Grafik: Die Informationsdatenbank des Wiener Landtages und Gemeinderates ermöglicht eine einfache und umfassende Recherche
Der Finanzschuldenbericht
Als kleine „Einstimmung“ für die Wiener Rechnungsabschlussdebatte kommende Woche (27./28.6.) findet ihr hier ebenfalls wieder vorab den Wiener Finanzschuldenbericht, der seit 2013 detailliert über die Finanzschulden, deren Zusammensetzung und Entwicklung informiert. Wir bieten euch diesen bereits vorab als Download an: Finanzschuldenbericht 2015 der Stadt Wien
Der Beteiligungsspiegel
Der Beteiligungsspiegel gibt einen umfangreichen und detaillierten Überblick über sämtliche Beteiligungen der Stadt Wien, ihrer Unternehmungen (Wiener Wohnen, Wien Kanal, KAV) und ihrer Unternehmen. Die Beteiligungen werden bis in die dritte Beteiligungsebene dargestellt. Die Ebenen gliedern sich wie folgt:
- Ebene 0 – Stadt Wien und ihre Unternehmungen
- Ebene 1 – Direkte Beteiligungen der Stadt Wien und ihrer Unternehmungen
- Ebene 2 – Unternehmen, an denen jene Unternehmen der Ebene 1 beteiligt sind
- Ebene 3 – Unternehmen, an denen jene Unternehmen der Ebene 2 beteiligt sind
Was ist eine Unternehmung?
- Unternehmungen sind Sondervermögen der Stadt Wien, das vom übrigen Vermögen der Gemeinde gesondert verwaltet wird.
Wie unterscheidet sie sich von einem Unternehmen?
- Im Gegensatz zu Unternehmungen sind Unternehmen privatrechtliche juristische Personen.
Direkte Beteiligungen der Stadt Wien
Die Stadt Wien hält 30 direkte Beteiligungen. Die Voranschlags- und Rechnungsabschlussverordnung (VRV) ist die derzeit einzige Rechtsvorschrift, die regelt, wie eine Stadt ihre Finanzen darstellen muss. An diese muss sich die Stadt Wien uneingeschränkt halten. Diese sieht vor, die direkten Beteiligungen wertmäßig als Summe auszuweisen. Die Stadt Wien geht im Rechnungsabschluss noch einen Schritt weiter und führt alle direkten Beteiligungen der Stadt Wien einzeln auf. Im separaten Beteiligungsspiegel werden diese direkten Beteiligungen betrags- und anteilsmäßig ausgewiesen.
Die drei größten direkten Beteiligungen der Stadt Wien bilden die Konzerne Wiener Stadtwerke, Wien Holding sowie GESIBA Gemeinnützige Siedlungs- und Bauaktiengesellschaft.
Beteiligungen der zweiten und dritten Ebene
Wie bereits im vergangenen Jahr wollen wir euch auch hier wieder einen Beteiligungsspiegel zur Verfügung stellen, der der die Beteiligungen der Stadt Wien auch bis in die dritte Unterebene darstellt. Das gesamte Dokument gibt es als Download: Beteiligungsspiegel der Stadt Wien 2015
Die zweite und dritte Ebene der Beteiligungen sind keine direkten Beteiligungen der Stadt Wien, sondern Beteiligungen jener Unternehmen an denen die Stadt Wien beteiligt ist. Ein Beispiel: Die Stadt Wien ist zu 100,0 Prozent an der Stadt Wien Marketing GmbH beteiligt (erste Ebene). Diese wiederum hält 100,0 Prozent an der Prater Wien GmbH (zweite Ebene). Diese wiederum hält 99,0 Prozent an der Riesenradplatz GmbH (dritte Ebene).
Grafik: Auszug aus dem Beteiligungsspiegel 2015
Im Juli 2016 NEU: Der Beteiligungsbericht 2015
In enger Zusammenarbeit mit den Geschäftsgruppen und jenen Dienststellen, die Beteiligungen verwalten wird gerade ein Beteiligungsbericht erstellt, der ab Juli 2016 jährlich die wirtschaftliche Entwicklung der Kapitalgesellschaften, an denen die Stadt Wien direkt beteiligt ist, anhand standardisierter Kennzahlen beleuchtet. Dabei werden auch die Zuschüsse der Stadt Wien dargestellt, die im Berichtszeitraum an die einzelnen Beteiligungsunternehmen ergangen sind. Der Beteiligungsbericht der Stadt Wien setzt desweiteren einen Schwerpunkt auf die „Soft Skills“ der Unternehmen und ihren Beitrag zur Lebensqualität in der Stadt Wien. Zusätzlich zum einheitlichen Kennzahlenset werden die Beteiligungsunternehmen daher mit ihrem Unternehmenszweck und unternehmensspezifischen Leistungskennzahlen vorgestellt. Von dieser Weiterentwicklung soll auch die interessierte Öffentlichkeit profitieren, für die neben den Jahres- und Geschäftsberichten der kommunalen Unternehmen u.a. aus dem Beteiligungsbericht noch mehr Informationen zur Verfügung stehen.
Grafik: Direkte Beteiligungen der Stadt Wien im Vergleich (Infrastruktur)
Grafik: Direkte Beteiligungen der Stadt Wien im Vergleich (Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft)
Der Beteiligungsbericht bietet einen Überblick über folgende direkte Beteiligungen aufgeteilt nach Geschäftsgruppen (GGr.):
GGr. Finanzen, Wirtschaft und Internationales | GESIBA Gemeinnützige Siedlungs- und Bauaktiengesellschaft (99,97%) TELEREAL Telekommunikationsanlagen GmbH (25%) Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) Gesellschaft m.b.H. (44%, Land Wien) Wien Holding GmbH (99,99%) WKBG Wiener Kreditbürgschafts- und Beteiligungsbank AG (11,49%) |
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GGr. Frauen, Bildung, Integration, Jugend und Personal | Die Wiener Volkshochschulen GmbH (25,1%) Interface Wien GmbH (100%) Konservatorium Wien GmbH* (100%) * Namensänderung im April 2016 in Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien GmbH |
GGr. Gesundheit, Soziales und Generationen | ELGA GmbH (3,70%, Land Wien) Wiener Gesundheitsförderung gemeinnützige GmbH (100%) |
GGr. Kultur Wissenschaft und Sport | Jüdisches Museum der Stadt Wien Gesellschaft m.b.H. (51%) Kunst im öffentlichen Raum GmbH (100%) Kunsthalle Wien GmbH (100%) MuseumsQuartier Errichtungs- u. BetriebsgesmbH (25%) Nationale Anti Doping Agentur Austria GmbH (5%, Land Wien) Schauspielhaus Wien GmbH (100%) Stadt Wien Marketing GmbH (100%) Tanzquartier-Wien GmbH (100%) „Theater in der Josefstadt“ Betriebsgesellschaft m.b.H. (0,2%) Vienna Film Commission GmbH (100%) Wiener Festwochen Gesellschaft m.b.H. (100%) |
GGr. Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung | ASFINAG Service GmbH (1,67%, Land Wien) Mobilitätsagentur Wien GmbH (100%) |
GGr. Umwelt und Wiener Stadtwerke | Hirschwanger Holzverarbeitungsgesellschaft m.b.H. (40%) Nationalpark Donau-Auen GmbH (25%, Land Wien) Österreich Wein Marketing GmbH (10%, Land Wien) Wiener Gewässer Management Gesellschaft mbH (100%) Wiener Kommunal-Umweltschutzprojektgesellschaft mbH (100%) Wiener Stadtwerke Holding AG (100%) |
GGr. Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung | Wohnservice Wien Ges.m.b.H. (45%) |
Der vollständige Beteiligungsbericht der Stadt Wien für das Geschäftsjahr 2015 wird nach Vorliegen aller erforderlichen und testierten Bilanzkennzahlen der oben genannten Beteiligungsunternehmen auf www.wien.gv.at/finanzen/budget bzw. auch hier auf wien1x1.at veröffentlicht werden. Nichtsdestotrotz haben wir am Beispiel der Wien Holding illustriert, wie die einzelnen Kennzahlensets im Beteiligungsbericht aussehen werden.
Grafik: Die Wien Holding als Beispiel für einen Kennzahlenüberblick im Beteiligungsbericht 2015
Der Beteiligungsspiegel der Wirtschaftsagentur Wien
Bereits ab heute exklusiv verfügbar ist der ebenfalls erstmals erstellte Beteiligungsspiegel der Wirtschaftsagentur: Beteiligungsspiegel der Wirtschaftsagentur Wien downloaden.
Weitere Transparenzinitiativen
Als einziges Bundesland beteiligt sich Wien bei der Online-Plattform www.offenerhaushalt.at, wo die Finanzdaten Wiens übersichtlich und für alle BürgerInnen zugänglich gemacht wurden.
Mit “wien1x1″ startete Finanzstadträtin Renate Brauner 2014 eine österreichweit einmalige Initiative, in der sie im Rahmen von acht Informations-Veranstaltungen durch ganz Wien getourt ist und sich dort den Fragen der WienerInnen zum Wiener Budget gestellt hat. Darüber hinaus informiert die Initiative auf ihrer Homepage regelmäßig detailliert über Teilbereiche des Wiener Budgets. Hier haben die BürgerInnen ebenfalls die Möglichkeit jederzeit unkompliziert ihre Fragen zum Wiener Budget zu stellen.
Weiterführende Links
Subventionsbericht 2015 der Stadt Wien
Beteiligungsspiegel 2015 der Stadt Wien
Finanzschuldenbericht 2015 der Stadt Wien
Beteiligungsspiegel 2015 der Wirtschaftsagentur Wien
Ein Kommentar
Aus meiner Sicht sind gravierende Mängel in diesem Bericht enthalten. Daher werde ich am 6.07.2016 mit Dr. Franz Fiedler ein Transparenzfrühstück abhalten: https://www.facebook.com/events/293180394405904/ Präsentiert werden erste Ergebnisse der Recherche von „Stadt Wien – Fass ohne Boden“.
Beteiligungsverhältnisse der Stadt Wien, aber auch die Bestellungspolitik der Geschäftsführer, Aufsichtsräte und Prokuristen werden kritisch reflektiert. Zusammenhänge zu Parteien werden aufgezeigt und Verstrickungen dargelegt. Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung. BG Alexander Surowiec