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Internationaler Frauentag 2025: Erwerbs- und Sorgearbeit gerecht verteilen

von Claudia Spengler

Am 8. März ist Internationaler Frauentag. Die Gleichstellung der Geschlechter ist auch im Jahr 2025 ein zentrales Thema. Trotz vieler Fortschritte bleibt unter anderem die ungleiche Verteilung von Erwerbs-, Familien- und Haushaltsarbeit eine Herausforderung.

Frauen arbeiten mehr

Es herrscht die Annahme, dass Männer generell mehr arbeiten als Frauen. Diese Sichtweise hält jedoch einer genaueren Betrachtung nicht stand, wenn der Begriff „Arbeit“ umfassender definiert wird. In Wien widmen Männer durchschnittlich 3 Stunden und 18 Minuten täglich der Erwerbsarbeit, während Frauen 2 Stunden und 34 Minuten damit verbringen. Doch Arbeit geht weit über das hinaus, was entlohnt wird. Unbezahlte und meist unsichtbare Tätigkeiten, wie Hausarbeit oder Kindererziehung, werden überwiegend von Frauen geleistet. Laut Zeitverwendungserhebung der Statistik Austria (siehe Infobox) leisten Wienerinnen täglich durchschnittlich 3 Stunden und 14 Minuten Sorgearbeit, während Wiener 2 Stunden für solche Tätigkeiten aufwenden. Insgesamt kommen Wienerinnen damit auf 5 Stunden und 48 Minuten und Wiener auf 5 Stunden und 18 Minuten. Die Annahme, Männer würden insgesamt mehr arbeiten, wird damit widerlegt.

Dass unbezahlte Sorgearbeit überwiegend von Mädchen und Frauen geleistet wird, gilt im Übrigen für sämtliche Haushaltskonstellationen. Auch in Wiener Paarhaushalten ohne Kinder verbringen Frauen täglich durchschnittlich 47 Minuten mehr mit Sorgearbeit (z. B. Hausarbeit, Kinderbetreuung) als Männer. Dies verdeutlicht, wie stark die Übernahme von Sorgearbeit durch geschlechtsspezifische Rollenerwartungen und soziale Normen geprägt ist.

Väterbeteiligung an Elternkarenz bleibt gering

Genaue Zahlen, wie viele Frauen und Männer sich in Österreich oder in Wien aktuell in Elternkarenz befinden, sind leider nicht verfügbar. Über die Auswertung der Kinderbetreuungsgeldbezieher*innen lassen sich diese Zahlen jedoch annähern. Hierbei ist zu beachten, dass die Bezugsdauer des KBG nicht zwangsläufig mit der tatsächlichen Dauer der Karenz übereinstimmt.

Mütter gehen nach der Geburt eines Kindes deutlich länger in Karenz, was sich in einem geringen Anteil an Vätern unter den KBG-Bezieher*innen widerspiegelt. In Wien liegt der Männeranteil beim laufenden Kinderbetreuungsgeldbezug zwischen 6 % und 7 %.

Nur ein kleiner Teil der Väter geht dabei länger als 2 Monate in Karenz und diese Tendenz ist rückläufig. Während in Wien etwa 24 % der Väter von Kindern, die im Jahr 2017 geboren wurden, für mindestens zwei Monate KBG bezogen, sank dieser Anteil bei den im Jahr 2021 geborenen Kindern auf 21 %. Im österreichweiten Durchschnitt waren es bei den 2021 geborenen Kindern sogar nur 15 %, was weniger als einem von sechs Vätern entspricht.

Vereinbarkeit durch Kinderbetreuung

Eine wesentliche Voraussetzung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist die umfassende Verfügbarkeit von Kinderbetreuungsplätzen, die mit einer Vollzeiterwerbstätigkeit der Eltern vereinbar ist. Diese lässt sich mit den sogenannten VIF-Kriterien erfassen. In Wien liegt der Anteil der Betreuungsplätze, die diesen Anforderungen entsprechen, bei 90 %. Damit wird der österreichweite Durchschnitt, der bei 59 % liegt, deutlich übertroffen.

Hintergrund: VIF-Kriterien (Vereinbarkeit von Familie und Beruf)

  • Ein VIF-konformer Betreuungsplatz ist gegeben, wenn die Betreuungseinrichtung mindestens 47 Wochen im Jahr und 45 Stunden pro Woche, an Werktagen von Montag bis Freitag und an vier Tagen in der Woche mindestens 9,5 Stunden geöffnet ist und ein Mittagessen anbietet.

Erwerbsarbeitszeit: Gegensatz zwischen Müttern und Vätern

Um Erwerbsarbeit und Familie besser miteinander zu vereinbaren, arbeiten viele Frauen mit Kindern in Teilzeit. In der Altersgruppe der 25- bis 49-jährigen Wienerinnen, die mit mindestens einem Kind im Haushalt leben, liegt die Teilzeitquote bei 57,5 %. Dieser Wert ist deutlich höher als bei Frauen derselben Altersgruppe ohne Kinder im Haushalt. Im Gegensatz dazu ist die Teilzeitquote von Männern mit Kindern im Haushalt deutlich niedriger als jene von Männern ohne Kinder im Haushalt.

Betrachtet man die durchschnittlich geleisteten Erwerbsarbeitsstunden pro Woche, so zeigen sich zwischen erwerbstätigen Wiener*innen der Altersgruppe 25 bis 49 Jahre in kinderlosen Haushalten nur geringfügige Geschlechterunterschiede. Bei Wiener*innen mit Kindern im Haushalt gehen die Zahlen jedoch auseinander: Frauen mit Kindern unter 6 Jahren verbringen wöchentlich im Durchschnitt 6,6 Stunden weniger mit Erwerbsarbeit als Frauen ohne Kinder. Bei Männern verhält es sich gegensätzlich: Wiener Väter arbeiten durchschnittlich wöchentlich mehr Stunden als kinderlose Wiener.

Fazit: Anerkennung und faire Teilung der Arbeit notwendig

Familien- und Erwerbsarbeit sind zwischen Männern und Frauen noch immer ungleich verteilt. Das zeigt sich unter anderem an der Inanspruchnahme von Elternkarenz, bei der die Väterbeteiligung noch immer sehr gering ist. Weiterhin gibt es Unterschiede in den Teilzeitquoten und den durchschnittlichen Erwerbsarbeitszeiten: Frauen, und insbesondere Mütter, sind tendenziell weniger Stunden erwerbstätig. Diese Diskrepanz wird noch verstärkt durch das höhere Ausmaß an Sorgearbeit, das Frauen leisten. Es ist daher essenziell, dass sowohl unbezahlte als auch bezahlte Arbeit die notwendige Anerkennung erfahren. Dazu bedarf es einer gerechten Verteilung und Entlohnung der Arbeit, wozu auch das Schließen des Gender Pay Gap, der in Wien mit 11 % unter dem österreichischen Durchschnitt liegt, gehört.

Um Frauen den Wiedereinstieg in den Beruf zu erleichtern und echte Wahlmöglichkeiten im Berufsleben zu bieten, sind Kinderbetreuungsangebote mit langen Öffnungszeiten unerlässlich. Die hohe Verfügbarkeit von vollzeittauglichen Betreuungsplätzen in Wien ist ein Schritt in die richtige Richtung, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für alle Geschlechter zu verbessern. Es bleibt jedoch noch ein weiter Weg, um eine echte Gleichstellung in der Arbeitswelt zu erreichen.

Hintergrund: Zeitverwendungserhebung

  • Für die Zeitverwendungserhebung 2021/22 der Statistik Austria wurden Haushalte zu ihrer Zeitnutzung befragt. Dazu haben alle im Haushalt lebenden Personen über 10 Jahren ein Zeittagebuch geführt, in dem die Tätigkeiten in 10-Minuten-Schritten beschrieben werden. Durch diese Vorgehensweise bietet die Zeitverwendungserhebung wie keine andere Erhebung einen Einblick in die Zeitnutzung und die Verteilung von Sorgearbeit der Österreicher*innen.

 

Zur Autorin

  • Claudia Spengler arbeitet im Dezernat Wirtschaft der Abteilung Wirtschaft, Arbeit und Statistik der Stadt Wien (MA 23).

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