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CHF-Fremdwährungskredite – Die Fakten

Gerade der Bereich der öffentlichen Finanzen ist ein großes Thema, in dem auch seitens der Bevölkerung ein großes Bedürfnis nach Transparenz und Nachvollziehbarkeit herrscht. (Stand: 18.11.2015)

Um diesem Bedürfnis gerecht zu werden, veröffentlicht die Stadt Wien seit 2013 zusätzlich zum Rechnungsabschluss einen Finanzschuldenbericht, der die Finanzschulden sowie die Investitions-Ausgaben detailliert offenlegt. Dieser ist unter folgendem Link einsehbar: Wiener Finanzschuldenbericht

Darüber hinaus gibt es seit einem Jahr die Informationsplattform Wien1x1.at, die über das Wiener Budget und in Zukunft auch zu aktuellen Fragen informiert.

 

Was ist ein Fremdwährungskredit und wieso hat die Stadt Wien solche aufgenommen?

Fremdwährungskredite sind Kredite, die in einer anderen Währung – in diesem Fall in Schweizer Franken – aufgenommen werden. Durch die positive Zinsdifferenz kommt es zu einem geringeren Zinsaufwand, als wenn der Kredit in der eigenen Währung aufgenommen worden wäre. Die Stadt Wien hat bereits Mitte der 1980er-Jahre ihre langfristige Kreditaufnahme-Strategie dahingehend ausgerichtet, die Abgangs-Finanzierung des Haushaltes über den Schweizer Franken abzuwickeln.

 

Bedingt durch den großen Zinsunterschied zwischen Krediten in Schilling und Schweizer Franken hat Wien in der Zeit ab 1984 Vorteile lukriert. Beispielsweise konnte im Jahr 1986 eine 200-Millionen Schweizer Franken Tranche mit einem Zinssatz von 4,75 Prozent abgeschlossen werden, eine Finanzierung in Schilling hätte aber damals einen Zinssatz von 7,25 Prozent zur Folge gehabt. Dieser Trend hat sich auch in den 90er Jahren fortgesetzt, so brachte etwa im Jahr 1995 eine 250-Millionen Schweizer Franken Tranche eine Zinssatz von 5,375 Prozent, während ein Darlehen in Schilling weiterhin einen Zinssatz von rund 7 Prozent mit sich gebracht hätte.

 

Diese deutliche vorteilhafte Zinsdifferenz hat sich auch nach der Einführung des Euro fortgesetzt. So konnte 2003 ein Kredit in Höhe von 145 Millionen Franken mit einem Zinssatz von 1,47 Prozent abgeschlossen werden, für einen vergleichbaren Euro-Kredit wäre damals ein Zinssatz von 3,3 Prozent angefallen.

 

Insgesamt konnte die Stadt Wien aus Zinseffekten im Zeitraum von 1984 bis 2012 eine Ersparnis von mehr als 700 Millionen Euro erzielen.

 

Wie hoch sind die Franken-Kredite der Stadt Wien?

In Wien wurde im Jahr 2011 die Entscheidung gefällt, keine neuen zusätzlichen Finanzierungen mehr in Schweizer Franken vorzunehmen. Ab diesem Zeitpunkt erfolgten und erfolgen neue Finanzierungen ausschließlich in Euro.

 

Zum Stichtag 31. Dezember 2014 betrug die Schweizer-Franken-Fremdwährungsschuld der Stadt Wien umgerechnet etwa 1.657,00 Millionen Euro. Das entspricht einem Anteil von 33,90 Prozent der Gesamtverschuldung.

 

Der Anteil der Schweizer Franken an der Verschuldung Wiens sinkt seit 2002 kontinuierlich. Insgesamt wurde im Zeitraum 2002–2014 der Anteil der Schweizer-Franken-Fremdwährungsschuld am gesamten Schuldenstand von 88,21 Prozent auf besagte 33,90 Prozent gesenkt, um damit zu einem ausgewogeneren Verhältnis im Kreditportfolio zu kommen.

 

 

Die Schweizer-Franken-Finanzierungen weisen aktuell Restlaufzeiten zwischen einem Monat und 1,75 Jahren auf und setzen sich aus folgenden sechs Finanzierungen zusammen:

Anleihe/Darlehen/Barvorlage Laufzeit Darlehenshöhe in Schweizer Franken
2011/I 30.11.2015 272.700.000,00
2014/I 04.12.2015 300.000.000,00
2013/V 14.12.2015 250.000.000,00
2014/IV 16.12.2015 400.000.000,00
2009/II (ÖBFA-Darlehen) 14.07.2016 300.000.000,00
2012/II (2 Tranchen) 17.12./18.12.2015 470.000.000,00

Gesamt: 1.992.700.000,00 CHF

 

Wie geht Wien mit seinen bestehenden CHF-Finanzierungen um?

Die Stadt Wien hat in den letzten Jahren Maßnahmen gesetzt und Strategien entwickelt, um das Währungsrisiko für die Stadt Wien möglichst gering zu halten. Die Stadt Wien ist nicht verpflichtet Schulden zu einem bestimmten – für die Stadt ungünstigen – Zeitpunkt aufzunehmen oder rückzuführen.

 

Aufgrund des bestehenden Schuldenmanagements sowie des guten Liquiditätsstandes der Stadt können Schuldenaufnahmen bzw. -Rückführungen jeweils zu einem von der Stadt gewählten, günstigen Zeitpunkt durchgeführt werden.

 

Damit eine Umschuldung von Schweizer-Franken-Finanzierungen in Euro-Finanzierungen flexibel gewährleistet ist, sind kurze Bindungsfristen notwendig. Das erfolgt im Falle Wiens durch die Rollierung bestehender kurzfristiger Schweizer-Franken-Finanzierungen auf monatlicher Basis in Form von Barvorlagen.

 

Ziel ist das bestehende Rest-Portfolio bei einer günstigeren Wechselkursrelation zwischen Schweizer-Franken und Euro in Euro zu „konvertieren“. Denn im Gegensatz zu den vielen Privaten, deren Kredite ein definitives Endfälligkeitsdatum haben, gibt es ein solches für die Stadt Wien nicht. Die Stadt Wien hat die Möglichkeit die entsprechende Entwicklung abzuwarten.

 

Was ist eine Barvorlage? Was ist eine Rollierung?
Eine Barvorlage ist ein kurzfristiges Finanzierungsinstrument (z.B. Laufzeit 1 Monat). Dadurch erhöht sich die Flexibilität der KreditnehmerInnen. Das Kreditportfolio Wiens besteht aus mehreren Einzelkrediten mit unterschiedlichen Laufzeiten. Bei ungünstiger Wechselkursrelation werden auslaufende CHF-Kredite durch neue CHF-Kredite in selber Höhe ersetzt. Dadurch bleibt das CHF-Volumen im Kreditportfolio unverändert.

 

Wie haben sich die Zinsen bisher entwickelt?

Zum Stichtag 31. Dezember 2014 betrug die durchschnittliche nominelle Verzinsung für die gesamte Finanzschuld Wiens 1,52 Prozent. Unterscheidet man hier zwischen Euro- und Schweizer-Franken-Krediten, ergibt sich ein folgendes Bild:

 

Während sich für den Euro-Anteil (66,10 Prozent der Gesamtschuld) eine Verzinsung von 1,92 Prozent ergibt, beläuft sich die Verzinsung für den Schweizer-Franken-Anteil (33,90 Prozent der Gesamtschuld) auf 0,75 Prozent. Derzeit befinden sich kurzfristige Barvorlagen auf monatlicher Basis im CHF-Kreditportfolio, die eine Verzinsung von 0,00 Prozent aufweisen. Diese Verzinsung ist auch gegenüber dem Vorjahr erneut gesunken.

 

Die für die Fremdwährungsschuld jährlich zu leistenden Zinszahlungen lagen 2012 bei 14,44 Millionen Euro, 2013 bei 12,11 Millionen Euro und 2014 bei 12,46 Millionen Euro. Aus heutiger Sicht werden die Zinszahlungen für 2015 auf Grund des derzeitigen Zinsniveaus auf rund 7,5 Millionen Euro sinken (Prognose).

 

Tabelle: Die durchschnittliche Nominalverzinsung der Finanzschuld der Stadt Wien

durchschnittliche Verzinsung in %
31.12.2012 31.12.2013 31.12.2014
Euro-Verzinsung 1,74 1,65 1,92
Fremdwährungs-Verzinsung 0,87 0,75 0,75
Finanzschuld-Verzinsung Gesamt 1,41 1,33 1,52

 

Tabelle: Zinsaufwand für die Finanzschulden der Stadt Wien in Millionen Euro

Zinsen für 2012 2013 2014
Euroschuld 47,04 49,63 62,03
Fremdwährungsschuld 14,44 12,11 12,46
Zinsen Gesamt 61,48 61,74 74,49

 

Nähere Details gibt es im Wiener Finanzschuldenbericht.

 

Wie ist es zur letzten Aufwertung des Schweizer Franken gekommen?

Am 6. September 2011 hat die Schweizer Nationalbank einen Mindest-Wechselkurs zwischen Euro und Franken mit 1,20 festgesetzt. Ziel war, den Wechselkurs-Höhenflug einzudämmen. Am 15. Jänner 2015 hob die Schweizer Nationalbank diese Untergrenze jedoch überraschend auf, was kurzfristig zu einer schnellen Aufwertung des Schweizer Franken führte. Aktuell befindet sich der Kurs bei einem Wert von 1,0838 Euro (EZB-Referenzkurs vom 18.11.2015).

 

Nachdem Wien aber nicht gezwungen ist, unmittelbar auf diese ungünstigen Wechselkursrelation zu reagieren, ist es wichtig ruhig und bedacht weitere Schritte zu planen. Zu voreiligen, kurzfristigen Reaktionen besteht keinerlei Anlass. Die Stadt Wien nimmt diese Situation sehr ernst, beobachtet und analysiert ständig die sich veränderten Rahmenbedingungen, auch unter Beiziehung von externen Finanzmarktexperten.

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