#wieninzahlen-Chart Story #11 (05/2020)
Die Corona-Pandemie und die beschlossenen Maßnahmen zur Eindämmung haben in Wien schon jetzt tiefe Spuren hinterlassen: Die größte Wirtschaftskrise der jüngeren Geschichte bahnt sich an, unser Alltag hat sich stark geändert. In dieser Chart Story zeigen wir anhand aktueller Wiener Daten wie sich die „Corona-Krise“ auf Gesellschaft und Wirtschaft auswirken. Nicht alle Zahlen sind so düster wie die Entwicklung am Arbeitsmarkt oder im Tourismus: Die Entwicklung der Anzahl der Todesfälle war in den letzten Wochen unauffällig.
Wien in Corona-Zahlen bietet einen Überblick zu folgenden Themen:
Arbeitsmarkt: Historisch hohe Arbeitslosigkeit
Die Arbeitslosigkeit in Österreich und Wien ist auf den höchsten Stand seit der Nachkriegszeit geklettert. Zu den rund 570.000 Arbeitslosen kommen 1,25 Millionen Menschen, die in Kurzarbeit sind. Trotz der Aufhebung einiger Einschränkungen der Wirtschaft ist keine Entspannung in Sicht.
Nicht nur das Niveau, auch der Anstieg der Arbeitslosigkeit ist einmalig in der Geschichte. Noch nie verloren so viele Menschen gleichzeitig ihre Arbeit: Im April 2020 waren 210.000 Menschen mehr ohne Job als im April 2019, darunter 57.000 Wienerinnen und Wiener.
Tourismus: leere Hotels
Die Grenzschließungen und die verhängte Hotelschließung schlägt sich auch in den Tourismuszahlen nieder. Schon im März 2020 sank die Zahl der Gäste um -72 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Im April übernachtete fast niemand mehr in den Wiener Hotels: nur 5.600 Gäste bedeuten -99 % gegenüber April 2019. Da die verordnete Schließung erst Ende Mai nach zweieinhalb Monaten aufgehoben wird und ausländische Reisende weiterhin nur sehr eingeschränkt nach Österreich dürfen, erwarten wir im Mai ähnliche Zahlen wie im April.
Warum betrug die Gästezahl in den Wiener Hotels nicht 0, wenn sie geschlossen waren? Die Verordnung der Bundesregierung sieht Ausnahmen vor: So darf für berufliche Zwecke weiterhin in Hotels übernachtet werden, was zum Beispiel für den Lkw-Fernverkehr wichtig ist.
Bevölkerungsentwicklung und Sterblichkeit unauffällig
Auf den ersten Blick erstaunlich scheint die Entwicklung der Wiener Bevölkerung: Die Stadt ist auch im März und April leicht gewachsen, wenn auch schwächer als in den entsprechenden Monaten in den Jahren davor. Wie ist das möglich, wenn die Staatsgrenzen de facto geschlossen sind und das öffentliche Leben stark eingeschränkt ist?
Möglicherweise gibt das Meldeverhalten Aufschluss: Die Meldebehörden in Wien und Österreich hatten nur eingeschränkten Betrieb. Das spiegelt sich auch in den Zahlen der Neuanmeldungen und Ummeldungen in Wien wider: Sie haben sich nach dem 16. März von rund 1.400 täglichen Meldungen auf rund 800 fast halbiert. Die oben genannten Bevölkerungsdaten kommen durch das Melderegister zustande. Es ist also möglich, dass das Meldewesen die Realität noch nicht abbildet und Menschen weggezogen sind, die sich noch nicht abmelden konnten.
COVID-19 ist eine Krankheit, die vor allem bei älteren Menschen tödlich verlaufen kann. Die Maßnahmen der Bundesregierung und der Stadt Wien hatten zum Ziel, die Verbreitung zu bremsen und Risikogruppen zu schützen. Die aktuelle Sterblichkeitsstatistik zeigt, dass dies bisher gelungen ist: Die Todeszahlen in Wien sind sowohl in der Altersgruppe 65+ als auch darunter im „Normalbereich“. Näheres dazu erfahren Sie im Wiener Mortalitätsmonitoring.
Grafik: Wöchentliche Todesfälle in Wien 2007 bis 2020 (Daten)
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Pflichtschulen und Kindergärten
Gemeinsam mit den Geschäften, Restaurants und Hotels hat die Bundesregierung auch die Schulen geschlossen – zumindest den Regelunterricht. Berufstätige Eltern konnten ihre Kinder in der Schule beaufsichtigen lassen. Eine vergleichbare Regelung gab es für Kindergartenkinder.
Nur wenige Eltern nutzten das Betreuungsangebot – der Anteil der Kinder, die beaufsichtigt wurden, lag im Kindergarten unter 1 %, in den Pflichtschulen unter 0,3 %. Die Kindergarten-Zahlen zeigen die stufenweise Aufhebungen der Verbote gut: Als kleine Geschäfte wieder aufsperren durften, stieg der Anteil der Kindergartenkinder auf rund 5 %. Als alle Geschäfte öffneten, stieg er auf 20 % und mehr; und seit der Öffnung der Gastronomie Mitte Mai liegt er bei 40 %. Im Gegensatz dazu blieben die Schülerinnen und Schüler auch weiterhin zuhause. Nach dem eingeschränkten Schulbeginn am 18. Mai liegen keine Daten vor.
Weiterführende Informationen
Informationsseite der Stadt Wien zum Coronavirus
Sterblichkeit in den österreichischen Bundesländern seit 2010