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Wien wächst moderat weiter: Bevölkerungsentwicklung 2020 (vorläufige Daten)

  • Moderates Bevölkerungswachstum 2020: +10.000 Einwohnerinnen und Einwohner
  • Weniger Geburten und mehr Sterbefälle (COVID-19-Pandemie) im Vergleich zu Vorjahren
  • Wanderungsbilanz 2020 stabil und weiterhin deutlich unter langjährigem Durchschnitt, teilweise Rückgänge bei klassischen Herkunftsländern
  • Wachstum in Bezirken unterschiedlich verteilt: Bevölkerungsrückgänge im Westen, „Flächenbezirke“ legen stark zu
  • Übersterblichkeit in Österreich, Wien (10 % mehr als erwartet) und den meisten europäischen Städten

Diese Seite enthält vorläufige Daten und ist nicht mehr aktuell

Der Bevölkerungszuwachs im Jahr 2020 betrug laut den vorläufigen Daten der Landesstatistik Wien (MA 23) rund 10.000 Personen oder +0,5 %. Am 1. Jänner 2021 lebten etwa 1,92 Millionen Menschen in der Stadt.

Das Wachstum liegt damit sowohl unter dem Vorjahreswert (+13.700, +0,7 %) als auch – deutlich – unter dem Zehn-Jahres-Mittel 2010–2019 (+22.100, +1,2 %).

Nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs ist Wien die fünftgrößte Stadt der Europäischen Union hinter Berlin, Madrid, Rom und Paris. Laut Wiener Bevölkerungsprognose 2018 soll die Zwei-Millionen-Einwohner-Grenze 2027 überschritten werden: Trotz COVID-19-Pandemie ist die Abweichung vom Prognosepfad weiterhin gering. Die nächste kleinräumige Bevölkerungsprognose für Wien ist 2022 geplant.

Alle Rohdaten dieser Analyse stehen frei zur Verfügung.

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Das Wachstum setzt sich nach ersten Schätzungen aus folgenden Bestandteilen zusammen:

Komponenten der Bevölkerungsentwicklung 2020

2010-2019
p. a.
2019 2020
(Prognose Land Wien 2018)
2020
(vorläufige Daten)
Gesamtveränderung +22.120 +13.700 +12.550 +10.000
Geburtenbilanz +3.069 +3.785 +4.750 +1.000
Geburten +19.366 +19.935 +20.800 +18.700
Todesfälle -16.297 -16.150 -16.100 -17.700
Wanderungsbilanz* +19.051 +9.915 +7.800 +9.000

* inkl. statistischer Korrektur

Der Anteil der Geburtenbilanz am Bevölkerungswachstum liegt mit 10 % zwar in etwa im Zehn-Jahres-Mittel 2010–2019 (14 %), aber unter dem kurzfristigen Trend der letzten beiden Jahre (31 %). Verantwortlich dafür sind die höheren Sterbezahlen aufgrund der COVID-19-Pandemie und die gegenüber den Vorjahren geringere Zahl an Geburten. Die Wiener Bevölkerung wuchs im letzten Jahr somit wieder in größten Teilen durch Neuzuwanderung.

Der Anteil der im Ausland geborenen Bevölkerung ist 2020 um 0,3 Prozentpunkte gestiegen. Zum Vergleich: 2010 bis 2019 wuchs der Anteil der im Ausland geborenen Bevölkerung jährlich im Schnitt um 0,7 Prozentpunkte. Mit rund 37 % im Ausland geborener Bevölkerung ist Wien neben Brüssel eine der diversesten Millionenstädte der EU.

Das Durchschnittsalter der Wienerinnen und Wiener ist 2020 um rund 1,5 Monate gestiegen und liegt jetzt bei etwas über 41 Jahren. Wien ist das jüngste Bundesland Österreichs vor Vorarlberg und Tirol.

Der Frauenanteil liegt bei 51,1 % und ist damit nahezu unverändert.

Altersstruktur

Die Zahl der 0- bis 14-Jährigen blieb gegenüber dem Vorjahr unverändert, der Anstieg bei den 15- bis 39-Jährigen war im Vergleich zum Zehn-Jahres-Mittel 2010–2019 gering.

Die am stärksten wachsende Altersgruppe ist 80+ und zum zweiten Jahr in Folge sinkt die Zahl der Stadtbewohnerinnen und –bewohner der Altersgruppe 65 bis 79 Jahre. Der Grund: 2020 rückten die Wienerinnen und Wiener des geburtenstarken Jahrgangs 1940 in die Altersgruppe der Hochbetagten (80+) auf. Dieser sogenannte „Anschlussbabyboom“ setzte sich bis 1944 fort, weshalb die Zahl der Hochbetagten auch in den nächsten Jahren steigen wird.

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Altersgruppe Veränderung
2010-2019
in % p. a.
2020
in %
2020
absolut
0 bis 14 Jahre +1,4 -0,0 -100
15 bis 39 Jahre +1,5 +0,2 +1.100
40 bis 64 Jahre +1,0 +1,0 +6.500
65 bis 79 Jahre +1,3 -1,5 -3.600
80 Jahre und älter +0,0 +7,4 +6.100
alle Altersgruppen +1,2 +0,5 +10.000

Hinweis: Detailanalyse 2020 erst mit endgültigen Daten

  • Die vorläufigen Daten der Bevölkerungsveränderung 2020 basieren auf dem Zentralen Melderegister und Schätzungen der Landesstatistik Wien. Daher wurden sie immer auf 100 gerundet. Die endgültigen Daten werden Mitte 2021 von der Statistik Austria veröffentlicht. Detaillierte Analysen der Bevölkerungsentwicklung sind erst mit diesen Daten möglich: Das bereinigte Melderegister gibt Auskunft über den genauen Bevölkerungsstand und die Bevölkerungszusammensetzung; Geburten und Sterbefälle – hier anhand der Wohnsitzmeldungen geschätzt – werden bis dahin aus dem Standesregister ausgewertet.

Wanderungsbilanz

Die vorläufige, geschätzte Wanderungsbilanz lag 2020 mit +9.000 deutlich unter dem langjährigen Mittel 2010-2019 von +19.000. Die vorläufigen Daten enthalten aber keine detaillierten Informationen über Zu- und Abwanderungen, sondern ermöglichen nur Vergleiche des Bevölkerungsstandes zu den beiden Zeitpunkten 1. 1. 2020 und 1. 1. 2021.

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Bevölkerungswachstum nach Geburtsland

Die häufigsten Geburtsländer der Neo-Wiener 2020 sind weiterhin Deutschland, Syrien, Rumänien, Afghanistan und seit längerem wieder Kroatien. Die ersten vier liegen auch im Zehn-Jahres-Mittel 2010-2019 an der Spitze; das im Vergleich zu den Vorjahren starke Plus der Kroatinnen und Kroaten war 2020 wohl auf die EU-Arbeitsmarktöffnung für kroatische Staatsangehörige zurückzuführen.

Der Zuwachs der Bevölkerung mit Geburtsland Syrien oder Afghanistan ist im Vergleich zu 2019 wieder gestiegen, liegt aber deutlich unter dem Niveau von 2015/2016. Wie schon 2019 dürfte dies in großen Teilen nicht auf Zuwanderung aus dem Ausland, sondern auf Binnenmigration aus den Bundesländern zurückzuführen sein.

Entgegen dem langjährigen Trend sank die Zahl der Stadtbewohner mit Geburtsland Polen oder Serbien/Montenegro/Kosovo – bisher Top-Herkunftsländer der Neuzuwanderung. Dies gilt auch für die Türkei, wobei der Bevölkerungsstand dieser Geburtslandgruppe schon länger stagniert. Die Zuwanderung aus einigen osteuropäischen Ländern verringerte sich ebenfalls, der Saldo blieb aber positiv: Ungarn, Bulgarien und Rumänien.

Die Migrationsbilanz gegenüber Tschechien war nach vielen Jahren der Wanderungsverluste erstmals wieder ausgeglichen. Der Saldo der Britinnen und Briten verdoppelte sich gegenüber dem langjährigen Mittel von +130 auf +290, was mit dem „Brexit“ zu tun haben könnte (aber für Wien absolut gesehen weiterhin niedrig ist).

Hinweis: Vorläufige “Wanderungssalden” sind Annäherungen

  • Es handelt sich bei den beschriebenen Daten um Vergleiche des Bevölkerungsstandes am Anfang und Ende eines oder mehrerer Jahre – und daher nur um eine Annäherung an die Wanderungsbilanzen. Weiters muss beachtet werden, dass hinter Wanderungsbilanzen – auch Nullsalden – oft große Bevölkerungsbewegungen stecken, also viele Zuzüge und Wegzüge die sich unter Umständen ausgleichen können. Im Fall der Türkei bedeutet das z. B., dass in den letzten Jahren eher jüngere Menschen zugezogen und ältere weggezogen sind, was im Saldo annähernd 0 ergab. Inwiefern diese Dynamik auch für die „schwachen“ Zuwanderungsgewinne 2020 aus osteuropäischen Herkunftsländern gilt, erfahren wir Mitte dieses Jahres nach Veröffentlichung der endgültigen Wanderungsdaten für 2020.

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Geburten und Sterbefälle

Die Geburtenbilanz ist 2020 wieder positiv, sinkt gegenüber den Vorjahren allerdings und beträgt nur noch +1.000: 18.700 Geburten kommen auf 17.700 Sterbefälle. In den letzten Wochen des Jahres 2020 sind die Sterbefälle aufgrund der COVID-19-Pandemie stark gestiegen (mehr dazu siehe unten). Doch auch die Zahl der Geburten ging stärker als erwartet zurück. Erst die endgültigen Daten werden darüber Aufschluss bieten.

Etwaige Auswirkungen der Coronakrise auf das Fertilitätsverhalten werden erst 2021 sichtbar sein, wenn die Kinder zur Welt kommen, die im März 2020 und später gezeugt wurden.

Die häufigsten Babynamen (nach Aussprache) waren 2020 Alexander, Filip und Mateo bzw. Sophia, Emilia und Hannah.

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Bezirke

2020 ist Wien um 0,5 % oder 10.000 Menschen gewachsen. Dieses Wachstum verteilt sich unterschiedlich auf die 23 Bezirke: Wie in den letzten Jahren legten die sogenannten „Flächenbezirke“ im Osten und Süden der Stadt, aber auch der 3. Bezirk, kräftig zu. Spitzenreiter waren Floridsdorf (+3,6 %), die Donaustadt (+1,9 %) und die Landstraße (+1,7 %). Bevölkerungsrückgänge waren in innerstädtischen Bezirken und im Westen zwischen Donaukanal und Wienerwald zu verzeichnen, allen voran in der Josefstadt (-2,1 %), Margareten (-1,4 %) und der Brigittenau (-1,3 %).

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Dies entspricht grundsätzlich dem vergangenen und prognostizierten Trend: Seit 2009 wuchs Wien vor allem im Süden und Osten. Die Wiener Bevölkerungsprognose 2018 geht mittel- bis langfristig von einer Stagnation in den Innenbezirken und kräftigerem Wachstum in den Außenbezirken aus, insbesondere in Simmering und der Donaustadt. Nachdem es im Zuge des starken Bevölkerungswachstums bis 2017 zur Verdichtung in den Innenbezirken kam, ziehen die Wienerinnen und Wiener nun vermehrt in die neu fertiggestellten Stadtentwicklungsgebiete in den Außenbezirken (sowie ins Wiener Umland).

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Schwerpunkt: Sterblichkeit und COVID-19-Pandemie in Wien, Österreich und Europa

Mitte März 2020 kam es in Österreich zum ersten Corona-Todesfall. Seitdem erlebte das Land, wie viele andere Staaten in Europa, bereits zwei COVID-19-Ausbrüche: Eine vergleichsweise schwache Welle im Frühling und eine starke Welle im Herbst. Die Frage, inwieweit die COVID-19-Pandemie zu einer erhöhten Gesamtsterblichkeit führt, steht im Fokus der öffentlichen Debatte.

Schwierige Datenanalyse: COVID-19-Todeszahlen und Gesamtsterblichkeit

  • COVID-19-Sterbezahlen: Bei der offiziellen Statistik der COVID-19-Todesopfer handelt es sich nicht um eine Vollerhebung. Sowohl Untererfassung als auch Übererfassung sind möglich: Einerseits werden nicht alle Verstorbenen eines Landes auf COVID-19 getestet, d. h. nicht alle COVID-19-Todesopfer sind den Behörden bekannt. Andererseits berücksichtigt die international geläufigste Definition nicht, ob ein Toter tatsächlich an COVID-19 oder „mit“ der Krankheit (z. B. an einem Unfall, der nichts mit COVID zu tun hatte) verstorben ist. In der Realität kommt es wohl zu Über- und Untererfassung gleichzeitig, wobei Übererfassung vermutlich eine geringe Rolle spielt.

    Gesamtsterblichkeit: Aktuelle Daten mit den Vorjahren zu vergleichen ist problematisch, da sich Altersstruktur und Lebenserwartung der Bevölkerung in den meisten Ländern und Regionen laufend verändern – Stichwort Alterung der Gesellschaft. Außerdem muss sichergestellt sein, dass die aktuellen Daten mit jenen der Vorjahre grundsätzlich vergleichbar sind und nicht in verschiedenen Jahren unterschiedliche Erfassungskriterien angewandt werden (z. B. bezüglich Auslandssterbefällen oder räumlicher und zeitlicher Zuordnung der Todesfälle).

Der Ansatz der Landesstatistik Wien zur Durchführung eines Mortalitätsmonitorings seit April ist, für jede Kalenderwoche die statistisch zu erwartende Zahl aller Todesfälle auf Basis des Mortalitätsverhaltens der fünf vorhergehenden Jahre zu berechnen – unter Berücksichtigung der sich ändernden Altersstruktur, der Lebenserwartung und der Saisonalität, aber nicht der Todesursache. Zusätzlich geben wir anhand einer Bandbreite die Einschätzung ab, ab wann in einer Woche ein außergewöhnliches Sterbegeschehen – also Über- oder Untersterblichkeit – vorliegt.

Die Daten, die wir für diese Analyse benötigen, stehen derzeit für die österreichischen Bundesländer zur Verfügung. Sie unterliegen einer kleinen Einschränkung: die Auslandssterbefälle sind nicht enthalten. Üblicherweise sterben etwa 3 % der Wienerinnen und Wiener nicht in Österreich, d. h. eventuelle (und unwahrscheinliche) Auswirkungen auf unsere Analyse dürften gering ausfallen.

Unsere Analyse besteht aus drei Teilen:
a) Wöchentliches Mortalitätsmonitoring
b) Analyse der Gesamtsterblichkeit 2020
c) Sterblichkeit in europäischen Regionen im Vergleich

a) Wöchentliches Mortalitätsmonitoring

Jede Woche zeigen wir, wie sich das Sterbegeschehen nach Altersgruppe gegenüber den statistisch erwarteten Werten verhält. Dies dient zur zeitnahen Einschätzung der aktuellen Entwicklung. Das Monitoring wird auch 2021 regelmäßig – vorerst wöchentlich – aktualisiert. Aufgrund des regen Interesses veröffentlichen wir diese Analyse auch auf Englisch.

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Wir sehen, dass es in Österreich zwei Perioden mit ungewöhnlicher Sterblichkeit gab: Zunächst Anfang April leicht erhöhte Todeszahlen, dann seit Mitte Oktober stark erhöhte Sterblichkeit. Die Bundesländer sind in etwa gleichzeitig von diesen Entwicklungen betroffen, aber in unterschiedlichem Ausmaß.

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Anhand langer Zeitreihen sind historische Vergleiche möglich: Immer wieder kam es in Wien aufgrund von Hitze- und Grippewellen zu Übersterblichkeit in der Altersgruppe der Über-65-Jährigen. Während Spitzen von starken Grippewellen im Ausmaß des derzeitigen Sterbegeschehens liegen, ist die Dauer von Influenza-bedingter Übersterblichkeit meistens kürzer als bei COVID-19.

Grafik: Wöchentliche Todesfälle in Wien 2007 bis 2020 (Daten)
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Mortalitätsmonitoring in Österreichs Bundesländern

b) Analyse der Gesamtsterblichkeit 2020

Das Mortalitätsmonitoring bietet einen aktuellen Überblick. Um längere Zeitperioden zu bewerten und Regionen vergleichen zu können, haben wir die Jahresbilanz der erwarteten und tatsächlichen Sterblichkeit nach Bundesländern berechnet. Die erwartete Sterblichkeit 2020 entspricht annähernd der Summe der 53 wöchentlichen „Mitten“ des „Bandes“ aus dem Mortalitätsmonitoring. Ein Kalenderjahr entspricht in dieser Auswertung immer den ISO-Kalenderwochen des jeweiligen Jahres; d. h., dass die Jahreslängen zwischen 52 oder 53 Wochen (364 Tage oder 371 Tage) variieren.

Die Balkengrafik zeigt die Abweichung der tatsächlichen von der erwarteten Sterblichkeit in %. Österreichweit lag diese bei +10,1 % – d. h. es verstarben rund 8.400 mehr Menschen als statistisch erwartet. Fünf Bundesländer, darunter Wien, liegen ziemlich genau im Schnitt. Kärnten und die Steiermark hatten eine signifikant höhere Übersterblichkeit als die anderen Länder; das Burgenland und auch Niederösterreich lagen unter dem Bundestrend. In Wien verstarben etwa 1.550 mehr Personen als erwartet (+9,8 %).

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Übersterblichkeit von +10 % ist im mehrjährigen Vergleich ungewöhnlich, sowohl in Wien als auch in Österreich. Die jährlichen Abweichungen im Sterbegeschehen Wiens und Österreichs sind ähnlich.

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Exkurs: COVID-19 und Übersterblichkeit im Vergleich

Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) zählt in den 53 Kalenderwochen 2020 in Österreich rund 6.500 COVID-19-Todesopfer (Wien: 1.150). Laut unserer Methode betrug die Übersterblichkeit in Österreich im selben Zeitraum 8.400 Personen (Wien: 1.550).

Stellt man beide Datensätze – offizielle COVID-19-Tote und Übersterblichkeit – im Zeitverlauf gegenüber, erkennt man, dass sie nahezu perfekt parallel verlaufen (siehe Grafik). Daraus leiten wir zwei Schlüsse ab: 1) Die Übersterblichkeit geht in großen Teilen auf COVID-19 zurück. 2) Bei den COVID-19-Totenzahlen könnte es (in Summe) zu einer leichten Untererfassung kommen, da einige Menschen an COVID-19 verstorben sind aber nie getestet wurden. Umgekehrt wäre es ein Fehlschluss, die Übersterblichkeit von 8.400 Menschen 1 zu 1 auf das Coronavirus zurückzuführen: Die Gesamtsterblichkeit ist nicht eindimensional, sondern eine Überlagerung mehrerer gleichzeitig verlaufender Entwicklungen: Hitzewellen, Influenza, COVID-19, aber auch möglicherweise weniger Unfälle durch Homeoffice und andere Einschränkungsmaßnahmen der Regierung.

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c) Sterblichkeit in europäischen Regionen im Vergleich

Die Länder und Regionen Europas wurden zu unterschiedlichen Zeitpunkten unterschiedlich hart von Ausbrüchen des Coronavirus getroffen. Die europäischen Staaten haben verschieden darauf reagiert. Um Wien mit anderen Großstädten vergleichen zu können, haben wir aktuelle Sterblichkeitsdaten bei Eurostat und Destatis ausgewertet und dargestellt.

Aufgrund mangelnder Datenverfügbarkeit und –qualität ist eine methodisch anspruchsvollere Analyse wie im Mortalitätsmonitoring nicht möglich. Doch auch die deskriptive Darstellung der letzten sechs Jahre bietet viele Einblicke. Exemplarisch sind hier fünf angeführt, alle 24 erfassten Städte und Stadtregionen plus Wien finden Sie im Europa-Sterblichkeits-Datenmonitor.

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Ein typisches Muster in Westeuropa findet man in Amsterdam: hohe Übersterblichkeit im Frühling und ein schwächerer Ausbruch im Herbst.

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Prag zeigt die Entwicklung, die viele osteuropäische Städte und Länder genommen haben: Im Frühling konnte SARS-CoV-2 nicht Fuß fassen; im Herbst kam es zu massiven Ausbrüchen mit hohen Todeszahlen.

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Schweden gilt zwar als Einzelgänger in der Corona-Maßnahmenpolitik. Die Sterblichkeit 2020 entspricht aber ganz dem westeuropäischen Muster, wie Stockholm zeigt (vgl. Amsterdam, London): hohe Todeszahlen im Frühling, ein kleinerer Ausbruch im Herbst.

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Spanien ist eines der europäischen Länder, das am härtesten von SARS-CoV-2 getroffen wurde. Im Frühling kam es zu einer massiven Übersterblichkeit in Barcelona, Madrid und anderen Städten/Regionen. Im Sommer und im Winter ist durchgehend moderate Übersterblichkeit feststellbar.

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Wenige Länder sind dem Coronavirus bisher beinahe ganz entkommen: Norwegen, Finnland und Teile Deutschlands. Die Sterblichkeit in Oslo war 2020 unauffällig.

Die deskriptiven Auswertungen zeigen unterschiedliche Mortalitätstrends: Einerseits treten starke „Herbstwellen“ eher dort auf, wo die „Frühlingswelle“ schwach war; andererseits gibt es markante regionale Unterschiede in Europa (z. B. Skandinavien und Deutschland vs. Südeuropa), aber auch innerhalb desselben Landes (z. B. Italien).

Der Verlauf der Sterblichkeit 2020 in Wien (und in Österreich) entspricht am ehesten den osteuropäischen Nachbarn. Auf eine schwache Frühlingswelle folgte ein starker Ausbruch im Herbst. Was diese Vergleiche (bei allen Einschränkungen) auch zeigen: Trotz massiver Bemühungen haben es die wenigsten Länder, Regionen und Städte in Europa geschafft, erhöhte Sterblichkeit aufgrund von COVID-19 zu verhindern. Die Pandemie ist noch nicht vorbei, laut aktuellem Zwischenstand liegt Wien in puncto Übersterblichkeit im europäischen Trend.

Daten-Monitor: Sterblichkeit in europäischen Städten seit 2015

 

Ausblick auf weitere Analysen der Landesstatistik Wien 2021

2 Kommentare

  • 3. Februar 2021 von Traude Magda

    Was mich interessieren würde, ist wie viele Personen aus Wien weggezogen und wie die Aufschlüsselung nach Staatsbürgerschaft hier ausschaut. Anmerkung: hier wird Afghanistan und Iran getrennt berechnet, tatsächlich sind die meisten Personen aus dem Iran afghanische Staatsbürger daher ist die Zahl verfälscht! MfG Traude Magda

    • 4. Februar 2021 von wien1x1.at Redaktion

      Sehr geehrte Frau Magda,

      anhand der vorläufigen Daten ist eine verlässliche Auswertung der Zu- und Abwanderungen bzw. eine Aufschlüsselung nach Staatsbürgerschaften nicht möglich. Erst wenn die Statistik Austria im Sommer die Wanderungsstatistik veröffentlicht, können wir dazu nähere Auskunft geben.

      In den vergangenen Jahren lag die Summe der Abwanderungsbewegungen im Schnitt bei rund 80.000, nähere Infos finden Sie hier: https://www.wien.gv.at/statistik/bevoelkerung/wanderung/

      Mit freundlichen Grüßen
      das Team der Wiener Landesstatistik

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